Der fingerflinke John auf dem Weg in die Vergangenheit des Mahavishnu Orchestras und zugleich auf dem Weg in eine neue Zukunft? Wie ein Musiker von Format diesen Spagat schafft zeigt john McLaughlin auf der CD "Industrial Zen".
Baustellenmeditation
"Play it as loud as possible" konnte man auf den LPs (CDs) des Mahavishnu Orchestras immer lesen. Schweinsohrige Nachbarn empfanden diese Aufforderung, sofern man ihr nachkam, immer als wunderherrlichen Grund, die Exekutive via Festnetz zu informieren und sich ohne Scham und Scheu über Lärmbelästigung zu beschweren. Das Eintreffen der uniformierten Organe machte dem musikalischen Genuss dann meist ein schnelles Ende. Sofern man das Schellen der Glocke überhaupt wahr nahm bei der infernalischen Lautstärke mit der man die Musik des Mahavishnu Orchstras zu hören pflegte. So geschehen vor mehr als zwei Jahrzehnten. Heutzutage ist ja nicht nur lärmisolierende Bauqualität der Gemeindebauten auf einem höheren Standard, auch die Hörfähigkeit des Nachbarn hat nachgelassen, ergo spricht nichts dagegen, in die Jugend einzutauchen und die neue CD des spirituell angehauchten Meisters der Saiten sich VOLL zu geben. Den eigenen und den Nachbarohren wird es nicht mehr wirklich schaden und der Genuss wird ein vollkommener sein. Traditionell gibt es ja eine Meditation im Sinne von "In sich gehen" der Stille, dafür eignen sich Wälder abseits der Landstraße hervorragend, wer gerne dem Wachsen der Schwammerln zuhört ist dort bestens aufgehoben, die Anhänger der Meditation der brutalen Lautstärke sollten allerdings zu der neuen CD von John McLaughlin greifen und sich nix um die musikalische Akzeptanz des Nachbarn scheren. "Industrial Zen" liefert den wunderbaren Background fürs Abtauchen ins eigene ich. //
Text: Alfred Krondraf
Foto: Jazz a Vienne
John McLaughlin: Industrial Zen
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Universal (2006)