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laura_marlingDie junge Liedermacherin Laura Marling aus England liefert mit "Alas I Cannot Swim" ein tolles Debüt-Album ab und sprach vor ihrem ersten Wien-Auftritt mit Robert Fischer. 


 




Das Publikum im WUK kannte leider wenig Gnade. Die filigranen Songs von UK Shooting Star Laura Marling gingen vor einem lauten Publikum, das die Wartezeit auf den Haupt-Act Adam Green anscheinend lieber mit Gesprächen überbrücken wollte, komplett unter. Genervt vom ewigen Gemurmel verließ die erst 19-jährige Engländerin nach nur ca. 20 Minuten gemeinsam mit ihrer Band fluchtartig die Bühne. Schade, denn ihr tolles Debüt-Album "Alas I Cannot Swim" (EMI) verdient sich auch abseits der Insel mehr Aufmerksamkeit. Vor dem Konzert gab die schüchterne Singer/Songwriterin Robert Fischer Auskunft über sich, und verriet unter anderem, warum sie mehr mit "New Folk" als mit Joan Baez zu tun hat und was sie unter einem echten "deutschen Frühstück" versteht.

Kulturwoche.at: Joni Mitchell oder Joan Baez?

laura_marling1Laura Marling: Joni Mitchell. Keine Ahnung warum, aber Joni Mitchell schreibt Ihre Songs alle selbst und die Melodien sind einfach wunderbar. Außerdem bin ich mit der Musik von Joni Mitchell aufgewachsen, meine Eltern haben viele Alben von ihr. Joan Baez habe ich dann erst später kennen gelernt.

London oder New York?

London natürlich! Das kann ich als Britin ja gar nicht anders beantworten [Laura Marling ist in Eversley in der Nähe von Reading aufgewachsen; Anm.]! New York ist mir einfach zu groß.

Steak oder Salat?

Ich war zwar einmal für 6 Monate Vegetarier, aber ohne Fleisch habe ich es einfach nicht ausgehalten. Derzeit also lieber wieder ein Steak für mich.

English Breakfast oder Continental Breakfast?

Deutsches Frühstück (lacht)! Mit Wurst, Käse und Brot!

Schicksal oder Zufall?

Ich glaube, das Leben ist eine Serie von Zufällen. Trotzdem hat alles was passiert, einen Grund.

Frühling oder Herbst?

(Überlegt…) Ich würde sagen, Herbst, da ich ja sozusagen vom "Land" stamme und ich habe es immer sehr gemocht, nach Hause zu kommen und dabei zuzuschauen, wie die Blätter von den Bäumen fallen, und langsam der Winter ins Land zieht.

Stadt- oder Landleben?

Ich mag am liebsten einen guten Mix aus beiden. Wie gesagt, ich komme vom Land, das ging mir dann irgendwie sehr auf die Nerven und ich war vom Leben in der Stadt magisch angezogen. Jetzt lebe ich schon zwei Jahre in der Stadt, das macht Spaß wenn man jung ist, aber vielleicht ziehe ich auch einmal wieder aufs Land zurück.

CD oder Vinyl?

laura_marling3CDs sind zwar praktisch, speziell auf Tour, da wäre es extrem unpraktisch einen Plattenspieler mitzuhaben, aber andrerseits liebe ich es auch, in ein Plattengeschäft zu gehen, eine tolle LP zu finden, von der ich vorher nicht einmal wusste, dass ich sie unbedingt brauche. (lacht)

Harry Potter oder Winnie The Pooh?

Ach, hör auf, das ist ja furchtbar! Natürlich Winnie The Pooh, das ist so was von typisch britisch, britischer geht es gar nicht mehr.

Berge oder Seen?

Am besten Berge in der Nähe von einem See! Mischen wir die beiden Sachen einfach, okay? (lacht)

Leonard Cohen oder Bob Dylan?

Hilfe, da kannst du mich ja gleich fragen, ob ich meine Mutter oder meinen Vater lieber mag. Shit, diese Frage kann ich nicht beantworten. - Also: Leonard Cohen hat sicher einige der schönsten und die meist herzerweichenden Songs aller Zeiten geschrieben, aber Bob Dylan ist da sicher mehr als ebenbürtig. Ich glaube, ich mag beide gleich gern, jeden auf eine andere Art, so wie ich halt auch meine Mutter und meinen Vater ganz verschieden gern habe. (lacht)

Was war das erste Konzert, das du jemals besucht hast?

Ich glaube entweder Ryan Adams, vor 4 oder 5 Jahren, da hat mich meine Schwester anlässlich von meinem Geburtstag ausgeführt - oder The Libertines, da bin ich damals Backstage hineingekommen, weil ich noch zu jung war, um das Konzert offiziell zu besuchen.

Hast du eine Verbindung zu den berühmten weiblichen Songwritern der 1980er und 1990er Jahre wie Suzanne Vega, Tracy Chapman, Tanita Tikaram oder den Indigo Girls?

Eigentlich nicht. Ich habe das Gefühl, dass es da einen großen Unterschied zu den Künstlern der 1960er Jahre gab. Damals haben Leute wie Joni Mitchell oder Neil Young viel musikalische Freiheit in die Szene gebracht, aber später in den 1980ern ist dann mit Leuten wie Suzanne Vega oder Tracy Chapman diese Freiheit wieder ein Stück verloren gegangen. Meine Helden sind deswegen eher die neuen Künstler der New Folk-Bewegung wie Devandra Bernhart oder Jeffrey Lewis, bei denen diese künstlerische Freiheit wieder ganz stark zu spüren ist. So nach dem Motto, musikalisch ist alles möglich und mache dir keine Sorgen, was andere darüber denken.

(Fragen, Text und Fotos: Robert Fischer)

CD-Tipp:
Laura Marling – Alas I Cannot Swim
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Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: EMI (2008)

Link-Tipps:
myspace.com/lauramarling
Vega, Suzanne – Beauty & Crime
Chapman, Tracy - Where You Live
Tikaram, Tanita - Sentimental
Mitchell, Joni – Shine
Die vielen Gesichter des Bob Dylan: Interview mit Todd Haynes