Es war ein desaströser Abend ohne Glanz, ohne Respekt. Oberflächlich,
mit schalen Witzchen, ein vor Langeweile strotzendes Kasperltheater. Ein neuer
Tiefpunkt in der Karriere des Amadeus Austrian Music Award. Von Manfred Horak.
Ha ha, so lustig sollte es sein. Eine ganze Industrie möge doch bitte über sich selbst lachen und die Bärte, diese alten, verknotet verzwirbelt fettigen im Witz sind doch nur Maskierungen, in Wahrheit Pop-Art. Wozu seriös sein wenn es die Musikindustrie auch nicht schafft seriös zu sein? Wozu Respekt zeigen, wir sind doch sowieso alle nur "in it for the money". Oberflächlichkeit und Sinnesentleerung anstelle Respekt und Liebe zur Musik
Dabei war die Ausgangslage eigentlich recht
günstig. Der ORF zog sich ja bekanntermaßen zurück, für die Durchführung sorgte
diesmal der junge TV-Sender Puls 4, der sich noch beweisen muss und von daher
war die Erwartungshaltung deutlich höher im Vergleich zu den vorangegangenen
Amadeus Awards, bei denen zunehmend das Niveau sank. Aber, ach, so tief konnte
das vorgelegte Niveau des ORF gar nicht sein – manchmal ist es doch so, dass
man erst im Nachhinein etwas zu würdigen weiß. Erbärmlich, man kann es leider
nicht anders formulieren, war nämlich der Amadeus anno 2008. Wer immer die Moderationstexte für den Moderator
Michael Ostrowski schrieb dachte
falsch, denn das letzte, was die Musikindustrie braucht, ist Oberflächlichkeit
und Sinnesentleerung. Dass der Veranstalter, IFPI Austria [Verband der
österreichischen Musikwirtschaft; Anm.], ein derartiges Niveau zulässt – ohne Respekt
und Liebe zur Musik - wundert mich eigentlich.
Seltsamerweise hielten sich auch die meisten Überreicher des Musikpreises an diese Untiefen und Seichtigkeiten, wenn auch der Beginn viel versprechend war, nämlich mit Gerry Keszler (Life Ball), der die Nominierungen zur "Single des Jahres national" bekannt gab und den Amadeus an Valerie für ihre Single "Mädchen" überreichte. "Österreich ist progressiv!", jubelte die Sängerin, und das war auch schon der positive Höhepunkt an Gesagtem, knapp gefolgt von Kelli Sae und Peter Legat, die für das Count Basic-Album "Love & Light" den Amadeus in der Kategorie "Jazz Blues Folk" überreicht bekamen, und dicht gefolgt von dem Dankes-Grunzer von Kurt "Supermax" Hauenstein, der lange, sehr lange, warten musste, dass er seinen Amadeus fürs Lebenswerk erhielt. Sympathisch auch die Newcomer des Jahres, Herbstrock, sowie die Gewinnerin des FM4 Alternative Act, Clara Luzia, die bei ihrem Live-Auftritt Joy Division eine Referenz erwies, sowie die Live-Auftritte von Hubert von Goisern und Herbert Grönemeyer, letzterer durfte so nebenbei zwei Amadeus-Trophäen (eine davon – Kategorie DVD – wurde von Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky überreicht) mit nach Hause nehmen. Letzten Endes erinnerte mich der Ablauf des Amadeus 2008 an die Persiflage-Szenen über das Trash-Diktat des Fernsehens im Kinofilm "Free Rainer – Dein Fernseher lügt". Traurig. Aber: Wo Tiefpunkte, da Hoffnung auf Verbesserung. (Manfred Horak)
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