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rea_chris_hofnerVom reinen, archaischen Blues ist Chris Rea mittlerweile doch wieder weit entfernt. Sein 3-fach Album über die legendäre, wenn auch fiktive Band Hofner Bluenotes ist dennoch eine Empfehlung wert.

In den letzten Jahren fiel Chris Rea verstärkt durch seine immense Arbeitswut auf.
Stieß er mit seinem Earbook "Blue Guitars" - einer Liedsammlung aus der Feder Reas auf 11 CDs, einer DVD und einem Buch, das ihn auch als Bildenden Künstler präsentierte - in Rekord-Nähe vor, so stellt sich sein Konzeptwerk "The Return of the Fabulous Hofner Bluenotes" im Vergleich dazu zwar geradezu schmächtig dar, aber drei CDs sind es allemal geworden plus einige zusätzliche Schmankerln natürlich.

Vergessen scheint seine frühere Karriere als Hitlieferant seichter Poplieder, vergleichbar mit den späten, mittelmäßigen Dire Straits, und vergessen seine Avancen Kuschelrocker Nr. 1 zu sein. Reas Alben, die nach seiner schweren Krankheit entstanden sind, allen voran das fantastische archaische Blues-Album Stony Road (Jazzee Blue Rec./Edel; 2002) und das bereits erwähnte Ausnahmeprojekt Blue Guitars (2005), überzeugen durch Kompromisslosigkeit des Gitarristen, Sängers und Komponisten. Einer Kompromisslosigkeit, die etwaigen kommerziellen Überlegungen zuwiderlaufen, mit der Rea ein striktes Konzept verfolgt. Dass diese Vorgehensweise von den Musikkonsumenten honoriert wird, ist dabei umso schöner – "Blue Guitars" verkaufte sich z.B. stolze 150.000-mal.

Reunion-Tour von zwei fiktiven Bands 

Nun also eine fiktive Band aus den 1960er Jahren, deren Musiker es noch einmal wissen wollen und 2008 eine Reunion-Tour unter neuem Bandnamen machen. Die fiktive Band rund um Chris Rea hieß ursprünglich The Delmonts und wartete mit einem reinen Instrumental-Repertoire auf, änderte aber den Namen in The Fabulous Hofner Blue Notes und baut nun auch Lieder mit Gesang ein. Soweit die Fiktion, nachzuhören auf der Dreifach-CD "The Return of the Fabulous Hofner Bluenotes", einem Sammelsurium an neuen Liedern von Chris Rea, der darin beide fiktive Bands agieren lässt. Verwirrt? Macht nix.

The Delmonts sind die instrumentalen Weichspüler Marke Shadows, Ventures oder Spotnicks (drei Bands, die es tatsächlich mal gab und mit ihren Gitarrensounds eine Zeitlang sehr erfolgreich waren), die Fabulous Hofner Bluenotes wiederum sind die Blues-Rocker mit der markanten Stimme von Chris Rea inklusive.

Perfektionismus in allen Belangen

Ein 80-seitiges Buch und zwei Vinyl-Platten (!) komplettieren das Konzeptalbum, das mit wunderbaren Sounds zu überzeugen weiß – selbst, wenn Rea an manchen Stellen wieder ins Schmachtfetzige abdriftet (wie z.B. im "Blues for Janice" und in "The Shadow of a Fool") und das meiste vor Perfektionismus nur so strotzt. Die Höhepunkte: die ungebündelte Kraft in "Legacy Blues" und die Blues-Erinnerungen in "Twister Inside". Witzig: der Gitarren-Mainstream in "The Power of Love".

Eigenartigerweise – Chris Rea stellte das Album ja auch im Wiener Gasometer live vor – ist er beim Live-Konzert beileibe nicht so konsequent wie auf seinen jüngeren Alben. Im Gasometer stellte er seine zwei Karrieren gegenüber. Einem knochentrockenen rauen Blues folgte schmeichelweiches wie "Josephine", dem folgte erneut ein Blues-krachendes Gitarren-Gewitter, daraufhin wieder Kuschelpop und so weiter, was mit Fortdauer des Konzerts doch ein wenig mühsam war. Sehr elegant dafür seine tänzelnden Bewegungen und noch besser als erwartet seine Gitarrensoli. (Manfred Horak)

CD-Tipp:
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Chris Rea - The Return of the Fabulous Hofner Bluenotes
Musik: @@@@
Aufmachung/Klang: @@@@@@

Label/Vertrieb: Jazzee Blue Rec./Edel (2008)

Link-Tipp:
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CD-Kritik Chris Rea – Blue Guitars