Eine sensationelle Musikdokumentation, ein abendfüllendes Live-Konzert in bester Ton- und Bildqualität , und zum Drüberstreuen eine CD mit raren Aufnahmen – all das und in gewissem Sinne noch viel mehr bietet Runnin’ Down a Dream von Tom Petty and the Heartbreakers.
Ins gute Bild gerückt wurde die Band vom legendär zu nennenden Peter Bogdanovich [1971 wurde Bogdanovichs zweiter Spielfilm "Die letzte Vorstellung" für acht Oscars nominiert. Weitere Filme: Die Komödien "Is was Doc" (1972) mit Barbra Streisand und Ryan O'Neal und vor allem „The Thing Called Love“ (1993) mit River Phoenix, das im Songwritermilieu Nashvilles angesiedelt ist. Anm.], der, Martin Scorseses Musikdokumentationskunst ebenbürtig, die Geschichte einer Band aufrollt, die in den Staaten für Maßstäbe sorgte und weltweit für Hits sorgte, die heute noch frisch und unverbraucht klingen wie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.
In den 1970er Jahren, mitten in die Punk-Euphorie hinein, veröffentlichten Tom Petty und seine Heartbreakers die ersten Alben, die, obwohl Rockmusik radikalen Änderungen unterworfen war, sofort ihren Weg zum Millionenpublikum fand. Was davor geschah, wie sie ihren individuellen Sound fanden, wie der Bandname entstand, wie es sich in Gainesville, Florida, lebt(e) und wie sie den Erfolgsweg ins Heute fanden, all das breitet sich auf 2 DVDs aus, gewürzt freilich mit vielen Musikausschnitten und Interviews mit George Harrison, Eddie Vedder, Stevie Nicks, Dave Grohl, Jeff Lynne, Rick Rubin, Johnny Depp, Jackson Browne und dem direkten Umfeld der Heartbreakers – durch den Film führt gewissermaßen Tom Petty selbst. Erzählt wird auch noch einmal – quasi zur Erinnerung – wie Tom Petty um die Rechte seiner Lieder gegen die Musikindustrie kämpfte (und gewann, und so nebenbei einen nicht unbeträchtlichen Stein ins Rollen brachte), erinnert wird aber auch daran, dass Tom Petty auch im Bereich von Musikvideos als Erster (somit also auch noch vor Michael Jackson) seine Hit-Single "You Got Lucky" mit Spielfilmsequenzen verfilmen ließ. Vier Alben, die man kennen muss Dass er so "nebenbei" mit seinem dritten Album Damn the Torpedoes (1979), etwas später (1989) mit Full Moon Fever sowie als Teil von Traveling Wilburys (1988) und gemeinsam mit den Heartbreakers als Begleitband von Johnny Cash auf dem Album "Unchained" (1996) für vier der besten Alben in der jüngeren Rockgeschichte (mit)verantwortlich war und zudem mit Bob Dylan und Roger McGuinn in den späten 1980er Jahren für weltweite Triumphe bei den Live-Konzerten sorgte sollte an dieser Stelle vielleicht auch nicht unerwähnt bleiben. Darüber hinaus ist Tom Petty Autor von bis heute unwiderstehlichen Liedern wie "American Girl", "Don't do me like that", "Refugee", "Here comes my Girl", "Breakdown", "I Got Lucky", "Souther Accent", "Free Fallin'", "I Won't Back Down", "Yer So Bad", "Learning to Fly", "Rebels", "Into the Great Wide Open", "You don't know how it feels" und vielen vielen mehr als eine Verbindung aus eingängigen Melodien und gescheiten (sehr gescheiten) Texten. Der Kampf gegen das Imperium Zurück zu seinem Kampf gegen das scheinbar übermächtige Imperium Musikbusiness, das er auf dem Album "Damn the Torpedoes" zum Thema brachte. Tom Petty: "This was a reaction to the pressures of the music business. I wound up in a huge row with the record company when ABC Records tried to sell our contract to MCA Records without us knowing about it, despite a clause in our contract that said they didn't have the right to do that. I was so angry with the whole system that I think that had a lot to do with the tone of the Damn the Torpedoes album. I was in this defiant mood. I wasn't so conscious of it then, but I can look back and see what was happening. I find that's true a lot. It takes some time usually before you fully understand what's going on in a song--or maybe what led up to it." Lehrstunde in Sachen Rock’n’Roll Diese 3-DVD-1-CD-Veröffentlichung ist nicht mehr und nicht weniger als eine Lehrstunde in Sachen Rock’n’Roll. Wie es ein Typ aus einem kleinen Kaff irgendwo in Florida schaffte für einige Zeit zu einem der bedeutendsten Rockmusiker zu werden, wie – ständig – auf Tour die Band im Frühstadium ihrer Karriere drohte an Alkohol und anderen (noch härteren) Drogen zu zerbrechen (und letztendlich zwei auch tatsächlich daran zerbrachen), wie man die Tiefen durchtaucht und sich erneut erheben kann, und, schließlich, dass man, um kommerziellen Erfolg zu haben, sich nicht verkaufen muss. Genau das erzählt Peter Bogdanovich in Runnin’ Down a Dream. Somit hebt sich die Petty-Doku auch sehr stark von Scorseses No Direction Home ab. Während Scorsese mit dem Abtauchen Dylans 1966 auch die Geschichtserzählung beendet und damit das Gefühl bietet, Dylan habe seither keine nennenswerte Kunst mehr vollbracht, geht Bogdanovich bis in die jüngste Vergangenheit. Der Film endet im Jahr 2006, in diesem Jahr gab Tom Petty & The Heartbreakers ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum in ihrer Heimatstadt Gainesville, Florida, was DVD 3 ausmacht. Der Kreis schließt sich beim Sehen und Hören dieses Konzerts, denn die Band pflegt immer noch die selbe Energie und Spielfreude wie 1976, freilich mit dem großen Unterschied der Abgeklärtheit, daraus ergibt sich ein retrospektiver Blick in die Innenwelten der einzelnen Bandmitglieder, aber auch eine Überprüfung der Sinne, wie weit man noch die Kraft rüber bringen kann ohne seine Würde im Backstage Raum zu lassen. (Manfred Horak)
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