Zwei ehemalige Kronprinzen des englischen Pop melden sich zurück. Während Kritikerliebling Edwyn Collins aus gesundheitlichen Gründen für einige Zeit von der Bildfläche verschwand, war Stephen Duffy die letzten Jahre fast ausschließlich als Hit-Schreiber für Robbie Williams im Einsatz.
Der Ruhm von Edwyn Collins rührt vor allem noch aus der Zeit her, als er Vorstand der britischen 1980er Post-Punk Band Orange Juice war, die sich aber schon kurz nach dem hoch gelobten Debüt You Can't Hide Your Love Forever (1982) auflöste. Danach startete der Musiker aus Edinburgh seine Solo-Karriere, die abgesehen von dem Hit A Girl Like You (1994) trotz qualitativ hoch stehender Alben zumeist abseits der öffentlichen Wahrnehmung stattfand. 2005 zwangen zwei Schlaganfälle in kurzem Abstand Collins zu einer Zwangspause von der Musik, doch die Rehabilitation verläuft gut, und mit Home Again ist jetzt endlich das erste Album seit fünf Jahren da. Schon in der Zeit vor dem Schlaganfall entstanden, ist "Home Again" die logische Fortsetzung & Weiterentwicklung seiner früheren Solo-Arbeiten. Getragen von seiner Ausnahme-Stimme, die manchmal ein wenig an seinen Kollegen Lloyd Cole erinnert, hat Edwyn Collins wieder alle Songs des Albums, die im Pop, Folk und Country zuhause sind, selbst verfasst und noch dazu auch die meisten Instrumente selbst eingespielt. Ein formidables Comeback.
Auch Stephen Duffy's Wurzeln liegen in den 1980ern. Als Gründungsmitglied von Duran Duran verließ er die Gruppe wegen einer Solo-Karriere just zu dem Zeitpunkt, als die Band begann, die internationalen Hitparaden zu stürmen. Trotzdem verschaffte er sich mit seinen Solo-Alben sowie einem neuen Band-Projekt namens The Lilac Time in England Kult-Status. Nebenbei auch als Songwriter für Mainstream-Superstar Robbie Williams engagiert, fand Stephen Duffy kürzlich aber auch Zeit, wieder ein neues Album mit The Lilac Time aufzunehmen. Runout Groove ist ein weiterer Volltreffer, der eindeutig zwei der größten Talente von Stephen Duffy untermauert. Einerseits versteht es Duffy immer noch perfekt, wunderschön melancholische Liebeslieder zu verfassen, andrerseits ist ein gelehriger Schüler der Pop-Historie, der es auf "Runout Groove" meisterhaft versteht, ganz unterschiedliche Einflüsse wie traditionellen britischen Folk-Rock als auch Jingle-Jangle-Pop a la The Byrds oder Jayhawks perfekt zu vereinen. Wunderbar. (Robert Fischer) CD-Tipps:
Edwyn Collins - Home again
Stephen Duffy & The Lilac Time - Runout
Groove
Link-Tipps:
|
|