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metzmacher_teaserEr, Ingo Metzmacher, ist einer der führenden Dirigenten und er schreibt über seine große Leidenschaft (wie nicht anders zu erwarten) Musik. Er erzählt über seine Zugänge zur Musik, er schreibt über sein Verständnis der Musik gegenüber und er liefert sehr persönliche Eindrücke, aber...

...und hier kommt das große Aber. Ingo Metzmacher lässt, trotz des Anspruchs hier als "Privatperson" zu schreiben, nur sehr wenige Einblicke in seine Historie zu. Es beginnt mit der Verherrlichung der Person seines Vaters. Ja es ist einsehbar, es ist verständlich dass man der, noch dazu sehr prägenden Figur des Vaters nicht mit Distanz gegenüber steht. Da kann schon einiges durch die rosarote Brille gesehen werden, der Spaß endet aber da, wenn er schreibt "der Vater war ein unpolitischer Mensch, durch und durch von seiner Musik beseelt und immer nur von seiner Musik geleitet gewesen". Das Zitat ist kein Zitat, aber die Konklusion des Geschriebenen. Da würde ein etwas grelleres Licht auf die Figur des Vaters sehr gut tun.

Ob der Verweis auf "Neue Töne" im Titel des Buches angebracht ist wäre eine intensive Diskussion wert. Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen und John Cage zählen nach heutiger Sicht der Dinge nicht mehr zu den "Neuen Tönen", sie sind bereits Bestandteil der Musikgeschichte, wenn auch der neueren Musikgeschichte, und die wahren Neuerer der Musik, nicht der Musikgeschichte, wie zum Beispiel Olga Neuwirth, werden mit keinem Wort erwähnt.

Was das Buch trotz all dieser Defizite lesenswert macht sind die Gedanken die sich Ingo Metzmacher zur "Farbenlehre" der Musik macht, die Gedanken die er zu "Stille" und "Natur" hat und die als Gedankenprotokoll wiedergegebenen Gespräche mit Musikschaffenden. Hier ist auch so einiges über die Gefühlswelt, die Inspiration und die Sensibilität des Autors zu erkennen. Sein durchaus subtiler Zugang zur Klassik, sein Wille es für Alle verständlich zu machen ist als weiteres Plus zu verzeichnen.
Trotz des guten Willens hinterlässt das Buch doch einen ein wenig gespaltenen Eindruck, zu sehr wird manches, nicht in das Weltbild des Autors passende, ausgespart.
Ein gut gegliedertes, auch für den Laien gut verständliches Glossar, ergänzt das Buch. (akro) 

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Rowohlt Berlin, 2005
192 S., gebunden
ISBN 3 871 487 8