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williams_tad_shadowmarchMit der Trilogie „Otherland“ schrieb sich der Amerikaner Tad Williams an die Weltspitze der Fantastischen Literatur. Der Meister der Fantasy setzt nun mit dem ersten Band seiner neuen Trilogie seinen Siegeszug fort.

„Die Grenze“ betitelt sich der erste Band der geplanten Trilogie „Shadow March“. Tad Williams, der über eine blühende Fantasie verfügt und seinen Tolkien sehr genau gelesen und studiert hat, erzählt die Geschichte von Anfangs drei, später nur noch von zwei Königskindern. Der Vater der Kinder, der König der Südmarksfeste, ist ein Gefangener eines Freibeuters und Tyrannen und sein erstgeborener Sohn muss während seiner Abwesenheit das Reich leiten. Mit dem gewaltsamen Tod des königlichen Stellvertreters kommt die Geschichte so richtig in Schwung. Die Geschwister des Ermordeten, es handelt sich um Zwillinge, um einen (geistes)kranken Knaben und ein Mädchen, müsse nun die Geschicke des Reiches leiten, sie müssen den Tod ihres Bruders aufklären und gleichzeitig die Festung gegen die Invasoren aus dem Schattenreich verteidigen. Machtgierige lokale Feudalherren und „War Lords“ verschärfen die ohnehin angespannte Situation.
Tad Williams entwirft eine sprachlich grandiose Fantasiewelt, er entwickelt ein von vielen skurrilen Geschöpfen bewohntes Universum und es wimmelt nur so von „Dachlingen“ und „Funderlingen“. Nomen est omen (dank der gelungenen Übersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann) leben die „Dachlinge“ auf den Dächern und die „Funderlinge“ sind unter der Erde zu Hause.
Die vielen Figuren, die Tad Williams in seinen Roman einführt erleichtern den Lesefluss nicht gerade, wer aber die ersten 100 Seiten des Wälzers schafft wird reichlich entlohnt.
Meisterhaft verknüpft Tad Williams die einzelnen Erzählstränge miteinander und führt den Leser immer tiefer in sein Universum.
J.R.R. Tolkien grinst verschmitzt aus dem Nebel und wenn hier zur Abwechslung mal die Elfen die „Bösen“ sind dann wird ein eingelerntes Weltbild auf den Kopf gestellt und es eröffnet sich eine völlig neue Sicht auf Dinge die da waren oder sein könnten.
Das Ende bleibt mehr oder weniger offen und viele der Figuren haben sich eine wunderherrliche Ausgangsbasis für den zweiten Teil der Trilogie geschaffen. Es darf vermutet werden, dass so manch einer der „Guten“ die Seiten wechseln wird und auch unter den „Bösen“ dürfte sich der eine oder andere Gutmensch befinden. (akro)

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Klett-Cotta, 2006
Gebunden, 814 Seiten
ISBN 3-608-93717-X