Was haben Radek Knapp und Alfred Kubin gemeinsam? Ein Buch. Ein gemeinsames, nämlich das vielsprachige Buch (Deutsch - Englisch - Zeichnung - Wort) Die Stunde der Geburt, in dem sich sozusagen zwei Männer treffen, die sich nie begegnet sind. Im Leopoldmuseum gab es 2017 die Ausstellung Radek Knapp trifft Alfred Kubin, welche die beiden auch räumlich verband. Der Schriftsteller Radek Knapp und der Maler Alfred Kubin. Die Übersetzung der Erzählung zu in 41 Bildern von Agnes Vukovich ins Englische sowie das deutsche Original spiegeln in der jeweils eigenen Sprache die Bildsprache wider. Jede Entscheidung ist eine Stunde der Geburt, so gebiert sich auch jener den Mann neu, der sich auf den Weg macht, um zu erfragen, wer er sein ganzes Leben gewesen sei. Isidor begegnet auf der Reise in sein eigenes Leben einigen merkwürdigen Gestalten, die von Kubin regelrecht auf das Papier geworfen zu sein scheinen - so zeigen sie sich zumindest. In kurzen, poetisch-berührenden Sätzen, in wenigen Worten skizziert, setzt sich Radek Knapp mit den vorhandenen, oder noch unsichtbaren Personen auf Alfred Kubins Grafiken auseinander und die Leserschaft in die Geschichte hinein.

Der resignierende Briefträger wiederum überbringt keine echten Nachrichten mehr, sondern nur leere Botschaften, die aus Millionen von Wörtern bestehen. Lord Devil ist zu finden und stellt Isidor immer wieder Rätselfragen. Das Resultat des Rätsels ist: Ein Idiot. "Er rast, als hätte er statt Beinen Räder, und interessiert sich nur für das, was vor ihm liegt und nicht hinter ihm. Der Fahrtwind macht ihn blind und trotzdem glaubt er alles zu sehen. Er wird hier in dieser Stadt auch Mensch genannt. (...)" Radek Knapp genügen einige treffende Worte und Alfred Kubin kühne Striche, um eine eigene Welt zu erschaffen. //

Text: Nadia Baha
Abbildung: © Leopold Museum, Wien, Foto: Lisa Rastl

Radek Knapp: Die Stunde der Geburt / The Hour of Birth - Eine Erzählung zu 41 Grafiken von Alfred Kubin
Bewertung: @@@@@@
Gebundene Ausgabe: 92 Seiten
Verlag: Deuticke Verlag (2017)