Tausende von Meilen ist der Schriftsteller Gregor Schweitzer durch die USA gefahren, um ein Stimmungsbild des ländlichen Amerika einzufangen. Herausgekommen ist ein äußerst informatives, unterhaltsames und witziges Buch. Und vor allem: ganz nah dran an den Menschen und ihren Geschichten.
405-Tage-Mammuttrip durch die USA
Jeder glaubt Amerika zu kennen, ob Hollywood, McDonalds oder die Skyline von New York. Auch der, der noch nie in den Staaten war, hat jede Menge Bilder im Kopf. Aber ist es dort wirklich so? "Wie leben die Menschen dort, was denken sie, was ist ihnen wichtig?", hat sich Gregor Schweitzer gefragt, als er sich auf den Weg gemacht hat. "Was wissen wir überhaupt über den Alltag von Minderheiten, Vietnamveteranen, Religionsfanatiker und sogenannte brave Bürger?"
Auf den Spuren John Steinbecks
Im Jahr 1960 begab sich der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck gemeinsam mit seinem Hund Charley auf die große Reise durch Amerika. In seinem Pickup wollte er den großen Veränderungen seines Landes nachspüren. Zweiunddreißig Jahre später, im Jahr 1992, begibt sich Gregor Schweitzer mit seinem Hund Goldbär auf die Spuren John Steinbecks. Dabei beschreitet Schweitzer keine üblichen Pfade eines Touristen, sondern sucht charakteristische Seiten dieses Landes, welche er kritisch betrachtet. Die Reise beginnt in Kalifornien. Von da aus geht es Richtung Arizona und Utah. Von dort ins heiße Texas fast bis an den Golf von Mexiko, dann über Louisiana nach Florida, ehe es an der Ostküste nach Georgia und Tennessee geht. Daraufhin führt ihn sein Weg nach Missouri, Kansas, South Dakota und Wyoming. Von dort wendet er sich wieder nach Osten, um über das nördliche Montana, Minnesota und Illinois schließlich nach New England zu kommen. Dort besucht er Maine, Massachusetts, Connecticut und New York, wo sein Trip endet.
Reise durch die Zeit
Während Schweitzer immer tiefer in das Land und seine Mythen eintaucht, entdeckt er die amerikanische Selbstverständlichkeit und gleichzeitige Zerrissenheit. Er begegnet Autoverkäufern, Einwanderern und Rentnern, mit denen er sich zusammensetzt und austauscht. Schweitzer besucht Alcatraz, das Hochsicherheitsgefängnis mitten in der Bucht von San Francisco und kleine Vororte. Er sucht nach den wahren Wurzeln Amerikas. Einem Land, das sich radikal verändert und doch den Glauben an den amerikanischen Traum bewahrt hat, obwohl hier oft der Schein trügt. Gefunden hat er nach eigenen Aussagen das "Kerouacsche Mutterland des Pennertums". Dennoch lässt er immer wieder seine große Liebe zu diesem Land durchblicken.
Außergewöhnliche Reisereportage
Gregor Schweitzers Buch "Hautnah USA" ist eine außergewöhnliche Reisereportage, die mit sehr viel Hintergrundwissen über die amerikanische Geschichte gefüllt ist. Da sich der Autor auf die Spuren John Steinbecks begab, enthält sein Buch viele interessante Details aus der amerikanischen Literatur und Geschichte. Um die amerikanische Gesellschaft besser verstehen zu können, hat er sich mit vielen Menschen, die dort leben, zusammengesetzt und ausgetauscht. Das Buch punktet daher mit vielen Zitaten und sehr gut recherchierten Fakten. Ein hervorragendes Werk in verständlicher Sprache für Leser, die sich für Amerika und dessen Geschichte interessieren. (Mario Bartsch)
Buch-Tipp:
Gregor Schweitzer: Hautnah USA - Vom Wahnsinn einer Traumgesellschaft
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Conbook Medien (2013)
ISBN-13: 978-3934918306