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simon-beckett-2010Ein Brand am Weg zur Arbeit, Asche die vom Himmel rieselt, das wohlige Knistern des Feuers im Kamin, die Stichflamme am Grill - das Feuer ist in diesem so genannten Thriller omnipräsent. Außerdem wächst es auch in Kate Powells Leib heran, zumindest wenn wir den deutschen Titel "Flammenbrut" wörtlich  nehmen.

Simon Beckett erzählt von einer alleinstehenden Frau und einem psychopathischen Brandstifter, die sich beide nichts mehr als ein Kind wünschen. Im Original "Where There's Smoke" erzählt der britische Autor Simon Beckett von der 33-jährigen Kate Powell, die sich über die Erfolge ihrer eigenen PR Firma nicht freuen kann, weil da niemand ist, mit dem sie die Freude teilen kann. Diese innere Leere lässt sich weder durch Freunde noch Arbeit oder Sport ausfüllen und für eine neue Partnerschaft ist sie aufgrund der schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht bereit. So entscheidet sich die Protagonistin für ein vaterloses Kind: Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung. "Die Flammen tanzten und bebten und nahmen stets vage vertraute Gestalten an, die sie nie so recht zu erkennen vermochten." Diese immer wieder auflodernden Flammen verweisen im Text kontinuierlich auf die Gefahr des Feuers, mit der Kate ab dem Zeitpunkt der folgenschweren Entscheidung unbewusst spielt. Denn sie selbst begibt sich auf unsicheres Gebiet, als sie sich gegen eine anonyme Samenspende ausspricht und dafür, den Vater ihres Kindes nicht nur selbst zu suchen sondern auch kennenzulernen. Dass sich daraus eine Liebesbeziehung entwickelt, die auf Vorspiegelung falscher Tatsachen beruht, kann die arme Frau ja nicht ahnen. Denn man sollte meinen, dass die vom Schicksal so gebeutelte Kate nicht schon wieder Pech erfahren würde.

Oberflächliche Hobbypsychologie

Doch als Alex Turner in ihr Leben tritt, bleibt nichts mehr so wie es war. Plötzlich gibt es da das Aufblitzen von Hoffnung, doch noch eine funktionierende Beziehung zu führen und gemeinsam eine Familie zu gründen. Bis zu dem Tag als die Polizei vor ihr steht, um ihr mitzuteilen, dass Alex ermordet wurde. Nur dass Alex nicht Alex ist, sondern eigentlich Tim Ellis heißt und von Beruf Brandstifter und Psychopath ist. Ungefähr die Hälfte des Buches schleppt sich langsam zu diesem Punkt hin und dann endlich beginnt die Spannung dieses als fälschlicherweise bezeichneten Thrillers. Der Suspense entsteht hier einzig und allein aus dem Fakt, dass man als Leser die Aktionen des Psychopathen nicht vorhersehen kann, nicht aber, weil die Thematik so fesselt. Die Geschichte entwickelt sich frühestens bei der laschen Recherche zu dem Vater ihres Kindes und spätestens ab dem Zeitpunkt als er sie töten will und sie dennoch allein in ihrem Haus bleibt, in eine völlig unrealistische Richtung. Überdies lähmen die zu detaillierten Beschreibungen die Handlung, die nebenbei bemerkt an Szenen eines Actionfilms erinnern und dennoch vor Pathetik triefen. Im (Über)Blättern der Seiten liest man von oberflächlicher Hobbypsychologie, den Methoden der künstlichen Fortpflanzung und dem falschen Weg einer alleinstehenden Frau, doch noch ein bisschen Glück zu finden. Nach einem tieferen Sinn sollte man in "Flammenbrut" nicht suchen, stattdessen eignet es sich jedoch als anspruchslose Lektüre, um längere Wartezeiten zu verkürzen. (Text: Daniela Unfried; Foto: Hilary Beckett)


beckett-flammenbrutBuch-Tipp:
Simon Beckett: Flammenbrut
Bewertung: @@
Taschenbuch, 400 S.
Verlag: Rowohlt (2010)