guillaume-duprat-erde-rundFür die einen war er platt und rund wie Palatschinken, für die anderen eine Art Birne, wieder andere glaubten, er sei hohl wie ein Luftballon: Der Planet Erde. Im vorliegenden herausragend illustrierten Sachbuch für junge Menschen ab 7 Jahren zeigt Guillaume Duprat die verschiedensten Bilder, die sich die Völker früher gemacht haben.

 

Mit Karten und Symbolen, zahlreichen Illustrationen und Klapptafeln aufgepeppt, sowie mit kurzen Erzählungen veranschaulicht, erfahren die jungen Leser von den unterschiedlichsten Weltanschauungen und im Einklang dazu, wie sich die Menschen die Erde vorstellten, eingeteilt in den Hauptkapiteln "Inselwelten", "Eckige Welten", "Kreisförmige Welten", bis hin natürlich zum Kapitel "Die Erde als Kugel", denn auch wenn sich die katholische Kirche erst vor ein paar Jahren offiziell von der Idee der Erde als Scheibe verabschiedete, bereits vor mehr als 2400 Jahren waren sich ja die meisten griechischen Philosophen sicher, dass die Erde die Form einer Kugel hat. Dass alte Völker aber auch auf ganz andere Ideen kamen, wird in diesem liebevoll und wunderschön aufbereiteten Buch sichtbar, beginnend mit der "Erde auf der Schlange", wie es sich die Alten im Volk der Fon im westafrikanischen Land Benin vorstellten. Hier hält die Riesenschlange Aido Hwedo in zusammengerollter Stellung die Erde im Gleichgewicht. Die Minangkabau auf der indonesischen Insel Sumatra wiederum glaubten im Gegensatz dazu, dass die Erde auf einem ziemlich wackeligen Turm ruht, wobei ein mächtiger Fisch diesen Turm aus Erde, Büffel und Ei auf seinem Rücken trägt. Gezeigt werden ebenso "Unterirdische Welten" wie jene in der Vorstellungskraft des Pygmäenstammes der Baka im zentralafrikanischen Regenwald, die sich die Erde als dünne Kruste vorstellen, die auf dem Meer schwimmt und nur wenn man viele Tage und Nächte immer in eine Richtung geht, gelangt man unweigerlich ans Ende der Welt: ans Meer. Dargestellt, wie erwähnt, sind solche Weltansichten mit farbigen und aufklappbaren Illustrationen, bei denen die jungen Leser richtiggehend auf Entdeckungsreise durch die Zeit gehen können. Absurditäten wie jene Gedankenwelt von Kosmas Indikopleustes, der im 6. Jahrhundert in Griechenland lebte und das Weltbild der Bibel verteidigte, indem er die Erde nicht nur als flach und rechteckig beschrieb, sondern noch dazu in einer Truhe liegen sah, die wiederum im Nichts schwebt, sind in diesem Buch nicht die Ausnahme, sondern eben die Regel. Erklärt werden neben diesen und noch vielen weiteren veralteten Ansichten aber auch die Geburt der Geografie, wann erstmals der Erdumfang berechnet wurde, was im Erdinneren ist, der Streit um die Form der Erde, bis hin zu den jüngsten Erkenntnissen. Präzise und klar verständlich formulierte Erklärungen machen dieses Buch nicht nur wegen der Illustrationen zu einem wertvollen Aufklärungsbuch wie sich die Völker unseren Planeten vorstellten. (Manfred Horak)

Buch-Tipp:
Guillaume Duprat: Seit wann ist die Erde rund?
Bewertung: @@@@@@
Altersempfehlung: 7+
Verlag: Knesebeck (2009)