"Der Mann, der starb wie ein Lachs" ist der Drittling des schwedischen Erfolgsautors Mikael Niemi über die Tornedal-Finnen-Minderheit im nördlichen schwedischen Grenzland. Sätze wie Baumstämme im Nadelwald. Einer neben dem anderen ohne Rücksicht auf den Weg, den der Leser nehmen muss.
Mie saatan freistata. Ich kann es versuchen. (S. 45) Am Anfang steht ein grausliches Verbrechen. Das Opfer beklagt niemand. Der Täter muss natürlich trotzdem gesucht werden. Die finnische Minderheit in Pajala (Google-Earth hat doch heutzutage jeder, wozu sich mit langen Erklärungen zum Ort aufhalten?) ist nicht besonders gesprächig. Dennoch wird mehr geredet, als erzählt. Sie spürte die Blicke der Krawatten hinten an der Bar. Notebooker, dachte sie kritisch. Teure Uhren und kleine Schulterpartien. (S. 163) Das Romanpersonal ist zahlreich und bleibt es auch, was angesichts der vielen Namen zusätzlich zur Verwirrung beiträgt. Ohne Vorankündigung tauchen sie auf und beanspruchen das nächste Kapitel für sich, egal ob das den Leser gerade interessiert oder nicht. Ein bisserl mehr muss man sich für die Polizistin Therese und einen Mann namens Esaias interessieren. Nachdem sich der erste Teil auf den Mord konzentriert, zwingt uns der Autor ab dem zweiten Teil Kindheitserinnerungen und Torschlusspanik seiner Heldin auf. Je mehr Platz es gibt, umso weniger wird aus den Menschen. (S. 173) Immer wieder ist von der Sprache die Rede. Daraus ergibt sich eine Zweisprachigkeit, derer der deutschsprachige Leser leicht überdrüssig werden kann. Ähnliche Probleme gibt es wohl auch bei anderen Minderheiten. Wie manche Tornedalfinnen sich schwedische Familiennamen kaufen, mit ihren Kindern nur schwedisch sprechen und so ihre Wurzeln kappen. Es gibt zahlreiche Begegnungen mit alten Leuten, kaputte Familiengeschichten und Diskussionen um die richtige Aussprache. Verbrecher werden gefasst und die Tat aufgeklärt. Auch die vorherbestimmte, große Liebe findet sich. Also, alles steckt drin in dem Buch von Mikael Niemi, sogar die historische Entwicklung, auch chronologisch richtig geordnet. Trotzdem ist man nach der letzten Seite eher unbefriedigt. (Christine Koblitz)
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