Der deutsche Autor Wolfgang Kaes schafft mit seinem vierten Roman "Das Feuermal" eine deutliche Qualitätssteigerung. Ein Tiefpunkt der Kriminalliteratur kommt hingegen mit "Belladonna" und "Vergiss mein nicht" von Karin Slaughter zur Wiederveröffentlichung.
Einen Kriminalroman-Boom erlebt seit einigen Jahren Deutschland, wobei die Qualität leider oft sehr zu wünschen übrig lässt. Manchmal glaubt man sich als Leser mitten in einer am Reißbrett entworfenen Geschichte zu befinden, in der nur Namen, Ort und Tötungsursache ausgetauscht wurden. Oft diktiert aber auch nur, ganz nach amerikanischem Vorbild, Brutalität pur, Rachefeldzüge und Action den Handlungsstrang. Der Autor Wolfgang Kaes zählt sicherlich zu den talentierteren jungen Krimiautoren aus Deutschland, dessen Thriller "Das Feuermal" – es ist dies sein mittlerweile vierter Roman - ebenfalls einem Rachefeldzug zugrunde liegt. Angesiedelt ist die Geschichte rund um die Protagonisten Josef Morian und Max Maifeld in Köln. Ein klassischer Mord steht am Beginn: "Klaus-Hinrich Pelzer war tot, noch bevor sein Körper sieben Stockwerke tiefer auf dem Asphalt klatschte." Was bei den Romanen von Kaes bisher prinzipiell auffiel: Die Präzision im Beschreiben der Tötungsvorgänge war ein Merkmal seiner ersten drei Romane, und das Böse, der Böse, die Bösen waren bisher immer derart böse, widerlich und grauslich, dass man sie fern von jeglicher Realität wünschte, nur spielt es das halt leider nicht in der Wirklichkeit. Einerseits. Andererseits: nach dem zigsten Krimi dieser Art überkommt dem Leser eine Ahnung von Langeweile, eine Abgebrüht- und Abgestumpftheit, kurzum: es führt zu einer gewissen Banalisierung des Bösen, was ziemlich fatal ist. Warum muss ein Krimi oder ein Thriller immer so blutrünstig sein? Darf ein Krimi nicht einfach auch mal nur einen Diebstahl (ohne Todesfolgen) zur Handlung haben? Bei Kaes offenbar nicht, obwohl "Das Feuermal" eine deutliche Qualitätssteigerung aufweist. Neben kulturhistorischen Abrissen und mit Sympathieträgern als Helden, sowie den Verzicht auf präzisierte Brutalo-Vorgänge schafft es Kaes erstmals Spannung zu erzeugen ohne zu übertreiben. Möge der Autor diesen Weg weiter beschreiten. Es sind doch noch Kinder Wie sehr eine Brutalitäts-Steigerung möglich ist zeigt hingegen die amerikanische Autorin Karin Slaughter. Ihre beiden Romane "Belladonna" und "Vergiss mein nicht", die nun im Doppelpack erhältlich sind, sind denn auch von der ganz üblen Sorte. Chief Tolliver und Gerichtsmedizinerin Sara Linton sind die Helden zweier abgeschmackter Thriller, die den Leser in ein Dilemma bringt: hoch spannend, aber lesen möchte man so etwas letztendlich nicht, weil die Realität der Zwilling von diesen Geschichten ist, man denke nur an die Vorfälle aus Frankreich, Belgien und Österreich. Ein sadistischer Serienmörder, der junge Frauen kreuzigt und Vergewaltigungen innerhalb der Familie ist der jeweilige Plot, die Details werden dabei in aller Deutlichkeit über mehrere Seiten ausgebreitet. Geschichten, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind. Gruselig und abartig. Thriller wie "Belladonna" und "Vergiss mein nicht" sind wie Paparazzi. Widerlich. (Manfred Horak) Buch-Tipps: Karin Slaughter – Belladonna/Vergiss mein nicht |
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