100 Jahre ist es her, dass der erste Weltkrieg begann. Was als Illusion eines "kurzen, schnellen Intermezzos in der Weltgeschichte" begann, endete mit einer weltweiten Katastrophe. Die Schallaburg zeigt mit "Jubel & Elend - Leben mit dem großen Krieg 1914-1918" eine umfassende Dokumentation des Ersten Weltkriegs. Von Nadia Baha.
Der Krieg ist der Vater aller Dinge hieß es im alten Rom. Dass dieser Vater die Bezeichnung "Vater" wohl nicht verdient ist klar. Doch zu Beginn des Ersten Weltkriegs gab es in großen Teilen der Bevölkerung - nicht zuletzt bewusst geschürt durch patriotische Kriegspropaganda - eine regelrechte Kriegseuphorie. Es war beinahe der Eindruck zu gewinnen, dass die Menschen sich eine mystische Wandlung ihrer Leben durch den Krieg erhofften. Der Krieg brachte große Veränderungen mit sich - allerdings alles andere als positive. Auf der Schallaburg wird die Zeit vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg erneut in Erinnerung gerufen. In der mit viel Liebe zum Detail gestalteten Ausstellung wird klar, wie die Medien schon damals die Wahrheit und die Wirklichkeit nach ihrem Gutdünken und ihren Vorgaben nach zurecht schrieben, wie die Menschen litten, wie brutal, zermürbend und menschenverachtend der Krieg wirklich war und welche Sorgen und Nöten die Soldaten auf den Schlachtfeldern und jene Menschen bzw. Angehörigen zu Hause hatten. Nach all den Greueltaten würde man jedenfalls meinen, dass nach diesem Schrecken so schnell kein Krieg mehr kommen sollte.
Wir wollen nur eines: In Frieden leben
Bei aller Liebe zum Detail weist die Ausstellung doch auch einige Mängel auf. Sehr interessant wäre z.B. auch die Frage nach Widerstand gegen den Krieg gewesen. Wer war dabei? Was waren die Beweggründe? Der spätere Gründer der Deutschen Friedensgesellschaft, Hellmut von Gerlach erklärte diesbezüglich einmal: "Uns Pazifisten ist manchmal von befreundeter Seite vorgeworfen worden, wir hätten während des Krieges zu wenig getan. Mir scheint, wir haben unter Übernahme nicht ganz unerheblicher persönlicher Risiken getan, was wir tun konnten, ohne illegal zu werden." Dieser Themenbereich wird in der Ausstellung allerdings leider so gut wie gar nicht behandelt obwohl es tatsächlich zahlreiche Friedensbewegungen gab, die von den Militärbehörden überwacht und zensiert wurden. Was bei dieser Ausstellung hingegen besonders klar wird ist, dass, egal ob heute oder vor 100 Jahren, alle Menschen vermutlich nur eines wollen: in Frieden leben. Und heute, wie vor 100 Jahren, bleibt dieser Wunsch viel zu vielen verwehrt. Die Ausstellung ist noch bis 9. November 2014 auf der Schallaburg zu sehen. Wie man mit öffentlichen Verkehrsmitteln (von Wien) zur Schallaburg kommt, beschreibt übrigens Kulturwoche.at-Redakteurin Anne Aschenbrenner auf ihrem Blog MitOhneAuto. (Text: Nadia Baha; Zeichnung: Georg Reichlin- Meldegg; Foto: Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen- Forschung / Photo Graphic Art)
Kurz-Infos:
Jubel & Elend - Leben mit dem großen Krieg 1914-1918
Bewertung: @@@
Renaissanceschloss Schallaburg
Bis 9. November 2014
Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertag 9 bis 18 Uhr
(Kassa- und Einlassschluss 1 Stunde vorher)