Zu den Gewinnern zählt die an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe studierende Eva Marguerre mit der Serie NIDO: Ihre 45 cm hohen Sitzgelegenheiten werden aus roten Glasfasern gefertigt, welche - im ungehärteten Zustand - wie ein Wollfaden über im Raum festgelegte (aber dennoch variable) Ankerpunkte zu vier verschiedenen Hockerformen gewickelt werden. Marguerres in Handarbeit hergestellte NIDOs sind trotz ihres geringen Gewichts sehr belastbar, ob des witterungsbeständigen Materials als Gartenmöbel verwendbar und aufgrund ihrer Signalfarbe und dem markanten Design absolute Eye-Catcher.  

Im Modebereich fanden sich ebenfalls einige Teilnehmer, die auf der Messe im MAK erstmals vertreten waren: Darunter das Berliner Label HYPNOSIS, welches im Alltag durchaus tragbare Streetwear für Männer und Frauen herstellt und dabei vermehrt auf asymmetrische Schnitte setzt. Auch Gabriele Rigby alias Fröhlich, die jedes Stück ihrer großteils erdfarbenen Kollektion noch selbst näht, ist in Punkto Tragbarkeit zu empfehlen. Bei den Accessoires beeindruckte Ina Kent in Sachen Form und Funktionalität mit ihren größenverstellbaren und miteinander kombinierbaren Ledertaschen. Und Schmuck gab es selbstverständlich auch ohne Ende: für Naschkatzen Tanja Hartmanns Silikonringe im Zuckerguss-Design. Für die, die es gerne noch ausgefallener haben wollen bietet sich der angeblich bequeme Aufreißerschmuck (Ketten aus Reißverschluss) von Tina Echterhölter an, beides über die Wiener Galerie moha erhältlich.

Ein weiteres Novum stellte die dieses Jahr erstmals stattgefundene Sonderschau design for kids dar, in der Kleidung und Möbel "jenseits von süßlichem Zuckercoleur oder Prinzessinnen-Look" für Kinder präsentiert wurde. Der Concept-Store Herr und Frau Klein kümmerte sich zudem um die lieben Kleinen, falls die Eltern einen Alleingang durch die Messe wagten.

Ornament und Verbrechen

Betrachtete man die auf der Messe ausgestellten Produkte in Summe, ergibt sich der Schluss, dass der seit einigen Jahren bestehende Trend zu Rankenmuster und allgegenwärtiger Bebilderung spartenübergreifend fortgesetzt wird. Sei es in Form von digitalen Fotodrucken auf Textilien (dypol deductions), seien es dekorative Illustrationen auf dem Porzellan (Nina Levett), seien es florale Muster auf Tischplatten (Desktop Design) oder die auf Knopfdruck erscheinenden Häkeldeckchen auf verspiegeltem Glas (destilat). Die reine Oberfläche hat ausgedient, das Barocke ist weithin auf dem Vormarsch und versucht den Menschen in einer krisengerüttelten Welt etwas vom Biedermeier Idyll zurückzugeben. Wer sich dennoch als Purist auf die Suche begab, freute sich über den Stand von maigrau (mit klassischen Stehlampen und einen an Jean Prouvé angelehnten Esstisch) und über Einzelstücke von dasmöbel. Auf der BLICKFANG 09 war also dennoch - zu unterschiedlichen Verhältnissen - für jeden etwas dabei; auch ein Adolf Loos hätte wohl an dem einen oder anderen Stück Gefallen gefunden.

(Text: ne; Fotos: Hypnosis, Manfred Lang, maigrau, Eva Marguerre)