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kottan_ermittelt_nicht_mehr Sehr geehrter Herr Dr. Wrabetz!

In Fortsetzung unserer Pressekonferenz vom 16. November 2007 und im Nachhang zu den mit Ihnen geführten Gesprächen erlauben wir uns nun, offen an Sie persönlich heranzutreten: Die österreichische Filmwirtschaft ist weiterhin in Aufregung und Sorge. Die finanzielle Situation des ORF hat Konsequenzen für die gesamte Filmbranche.

Absender:
INITIATIVE FILM TV

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OFFENER BRIEF AN DEN ORF

Herrn
Generaldirektor
Dr. Alexander Wrabetz
Würzburggasse 30
1136 Wien

Wien, am 3. Dezember 2007

Sehr geehrter Herr Dr. Wrabetz!

In Fortsetzung unserer Pressekonferenz vom 16. November 2007 und im Nachhang zu
den mit Ihnen geführten Gesprächen erlauben wir uns nun, offen an Sie persönlich
heranzutreten:
Die österreichische Filmwirtschaft ist weiterhin in Aufregung und Sorge.
Die finanzielle Situation des ORF hat Konsequenzen für die gesamte Filmbranche.
Es geht nicht um ideelle Anliegen und Sorgen, die österreichische Filmwirtschaft ist
vielmehr tagtäglich von den massiven Einsparungen in der Programmentwicklung
betroffen. Ein irreversibler Kahlschlag droht!
Wir erwarten uns nicht nur Ihre wirkungsvolle Mithilfe – wir erwarten uns in Ihrer
Funktion als Generaldirektor des ORF eine aktive Politik zur Erfüllung des
öffentlich–rechtlichen Auftrags.

Wir sehen folgende Problembereiche und ersuchen Sie, dazu Stellung zu nehmen:

1. Zunächst scheint es uns ausgesprochen erklärungsbedürftig, warum auf ORF1 so
viele US-Serien wie auf RTL, Pro7 und Sat1 zusammen laufen. Wir sehen hier eine
Unverträglichkeit mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF. Es stellt sich für
die österreichische Filmwirtschaft die existentielle Frage, warum der ORF gerade
durch diese Programmplanung tatenlos beim Quotenverlust zusieht, anstatt zur
Trendwende massiv in eigene (österreichische) Programme zu investieren.
Ausgerechnet dabei aber will der ORF mehr sparen als anderswo, obwohl bekannt
ist, dass genuin österreichische Programminhalte quotenmäßig von besonderer
Bedeutung sind.

2. Sicher können auch Sie sich zu dem Leitsatz bekennen: „Wo ORF draufsteht,
muss auch Österreich drinnen sein“. Wenn man dies ernst nimmt, dann stellt sich
die Frage, warum dann der Anteil an ORF-Eigenproduktionen am Gesamtprogramm
immer weiter sinkt?
Entspricht es den kolportierten Tatsachen, dass Ihre Budgetpläne für 2008
einerseits sinkende österreichische Eigenproduktionen vorsehen, gleichzeitig aber
noch mehr Mittel als bisher in ausländische Kaufprogramme und höhere
Personalkosten fließen sollen?

3. Nicht nur die österreichische Filmwirtschaft, sondern alle GebührenzahlerInnen
stellen sich die Frage, warum der Personalstand des ORF von ca. 2.600 unter
Gerhard Zeiler auf nunmehr ca. 4.500 Fixangestellte anwachsen konnte. Es ist für
alle Kundigen offensichtlich, dass der hohe Personalstand des ORF jede finanzielle
Beweglichkeit verhindert und maßgeblichen Anteil an der Finanz- und
Programmmisere des ORF trägt. In diesem Zusammenhang stellt sich die die Frage,
ob Sie die Forderung ihrer vier Vorgänger
Bacher, Zeiler, Weiss und Lindner unterstützen, die Wahl des Generaldirektors in
Hinkunft ohne direkte Mitwirkung der ORF-Betriebsratsmitglieder geschehen zu
lassen.

4. Die österreichische Filmwirtschaft ist aus nahe liegenden Gründen an einer
intensiven und fairen Zusammenarbeit mit dem ORF interessiert. In Verfolgung
dieses Interesses ist die österreichische Filmwirtschaft in den letzten beiden
Wochen massiv an die Öffentlichkeit herangetreten. Wir fühlen uns durch den ORF
nicht in dem Maße unterstützt, wie es die gemeinsame Interessenlage gebietet.
Sind Sie mit der Kommunikationsleistung Ihres Hauses in den letzten Monaten
zufrieden? Sollten nicht Sie persönlich ebenfalls vernehmbar an die Öffentlichkeit
treten, um warnend auf die erkennbare Situation aufmerksam zu machen?
Wir verblieben in Erwartung Ihrer geschätzten Rückantwort.

Mit freundlichen Grüßen
die Initiative Film TV