Die deutsche Haubenköchin Cornelia Poletto, die im NDR ihre eigene Kochsendung namens "Polettos Kochschule" hat, veröffentlicht ihr Wissen auch in Buchform. Auf simple Weise erklärt sie wie man erlesene Gerichte, zumeist eine Mischung aus italienischer Küche mit norddeutschem Einfluss, zubereiten kann, wenn man nur genügend Zeit zur Verfügung hat.
Was das Nachkochen einiger ihrer Gerichte vor allem zeigt ist, dass gutes Essen Zeit braucht. Rezepte mit gewöhnungsbedürftigen Namen wie etwa "Brasato rosa vom Hirschkalbsrücken mit Maronenpolenta", die im Kochbuch als einfach beschrieben wirken (auch weil sie auf den Fotos nicht nach allzu viel aussehen) brauchen dann schon mal gute 2 bis 3 Stunden Zubereitungsdauer. Das Buch bietet ausschließlich Speisen der gehobenen Küche, die Otto Normalverbraucher im Alltag wahrscheinlich nicht kochen würde. Dies merkt die Köchin bereits im Vorwort an, wenn sie darauf hinweist, das Essen nicht im Supermarkt, sondern ausschließlich in Fachgeschäften bzw. am Markt zu kaufen. Natürlich weiß die Rezensentin ob der besseren und frischeren Qualität dieser Produkte, es ist nur sicher nicht für alle gang und gebe auf diese teurere Weise im Alltag einzukaufen. Sofern man also die vorgegebenen Zutaten bekommt, sind ihre Kochvorschläge durchaus umsetzbar. Kochen nach Poletto Unter fast exakter Einhaltung von Polettos Rezept wurde zunächst versucht ein "Carpaccio-Crostini mit Rucola und Parmesan" nachzukochen. Klingt und sieht schwieriger aus als es in Wirklichkeit ist, in Wahrheit kann man dieses Antipasto mit Hilfe des Kochbuches sehr leicht und auch in kurzer Zeit zubereiten. Und selbst wenn man statt dem "Fleur de Sel" normales österreichisches Kristallsalz verwendet, schmecken die Brote ausgezeichnet. Ein wahrer Geheimtipp, um in einer Freundesrunde Eindruck zu schinden. Die wichtigsten Zubereitungsschritte erklärt Poletto außerdem separat mit Fotos und extra Beschreibungen. Jedes Rezept ist zusätzlich mit einem "Mein Tipp" versehen, worin sie Ratschläge zu Verfeinerungen oder passenden Weinen gibt. Dennoch verabsäumte sie es beim Rezept "Panna Cotta mit Orangenlikör-Himbeer-Gelee" anzuführen, was mit der Panna Cotta zu tun ist, solange das Himbeergelee kalt gestellt wird. Aufgrund dieses Mängels geriet die Nachspeise nicht wie im Buch abgebildet, der gute Geschmack blieb jedoch allemal erhalten. Obwohl das erste Mal selbst gemacht und keine Verbenespitzen (die ohnedies nur der Dekoration dienten) findbar waren, erfreute auch dieses "Dolci" ebenfall die geladenen Gäste. Fisch muss man mögen Nebst den ausgefallenen Speisenbezeichnungen (durchaus gängig in der Haubenküche) wie etwa "Gefüllte Rotbarbe mit Mandelschaum und Venerisotto" erklärt die Köchin allerdings so einfache Basisgerichte wie Hühnersuppe oder Tomatensugo. Die Suppenvorschläge sind alle sehr Fischlastig, dies muss man mögen, um sich an den Rezepten zu versuchen. Die Kategorie "Pasta und Risotto" hingegen bietet wohl die am einfachsten nachkochbaren Mahlzeiten. "Rigatoni mit weißem Thunfisch und Kirschtomaten" etwa kann innerhalb einer halben Stunde zubereitet werden und mundet bestimmt, da man besonders bei diesem Gericht nicht viel falsch machen kann. Die Anzahl von 24 Basilikumblättern muss man auch nicht unbedingt einhalten, um ein gutes Essen zu bekommen. Besonders erwähnenswert ist auch, dass die sämtlichen Mengenangaben sehr genau auf die Anzahl der vorgegebenen Personen abgestimmt sind und durchaus ein großes Plus des Buches sind. Des Weiteren bietet Cornelia Poletto Rezepte mit "Gefügel und Wild", "Fisch und Meeresfrüchte" sowie "Fleisch", welche wiederum sehr Wildlastig sind. Die Beilagen wie Maronenpolenta, Graupenrisotto oder Mangold-Linsen-Salat klingen sehr extravagant, man sollte sich jedoch von den Namen nicht abschrecken lassen, denn sie sind nicht aufwendiger zuzubereiten wie etwa Rosmarinkartoffel oder Selleriepüree. Äußerst interessant klingen für die Rezensentin etwa die "Zitronenspaghetti mit marinierten Lachswürfel", die wohl als nächstes auf dem Tisch stehen werden. Empfehlenswert für all jene, die gerne liebe Freunde bekochen und diesen eine exklusive, außergewöhnliche Küche bieten möchten. Für die alltägliche Küche (bei einem ungefähren 3-Gänge Menüpreis von etwa 50 Euro) möge man sich an andere, einfachere Kochbücher halten. (Daniela Unfried)
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