Was wäre, wenn ich dir das perfekte Weihnachten biete? Diese Frage – so oder so ähnlich – taucht immer wieder mal in Weihnachtsfilmen auf, u.a. in jenen der Hallmark Weihnachtsfilme.
Hallmark Weihnachtsfilme
Ein Jahr bedeutet für den US-amerikanischen Fernsehsender Hallmark Channel, dass von Jahresbeginn bis zum Valentinstag Mitte Februar hauptsächlich Romanzen gezeigt werden, fortgeführt bis in den Juni hinein zugeschnitten für den Muttertag und den Vatertag. Nach der wohlverdienten Sommerpause dreht sich dann alles mehr und mehr um Halloween bzw. um romantische Herbstfilme, bis es dann zum Höhepunkt zugeht; Vom ersten Wochenende im November bis zum ersten Januar strahlt der Hallmark Channel ihren Countdown to Christmas aus, ein Hallmark Weihnachtsfilme Mix aus Eigenproduktionen und Romanzen im winterlichen Ambiente. Mit großem Erfolg: Im November 2023 wurde Hallmark Channel alleine in den USA von etwa 70 Millionen Pay-TV-Haushalten empfangen.
Wie alles begann
Dabei liegt die ursprüngliche Kompetenz nicht im Filme machen, sondern in der Herstellung von Grußkarten. Hallmark Cards wurde 1910 von Joyce C. Hall in Kansas City gegründet. Etwa die Hälfte aller per Post verschickten Grußkarten in den USA werden von Hallmark hergestellt, was dem Unternehmen Milliardenumsätze beschert. Erst im Jahr 1994 übernahm Hallmark das Filmstudio RHI Entertainment und sorgte somit für den Einstieg ins Filmgeschäft. Die Eigen- und Fremdproduktionen richteten sich von Beginn an "auf die ganze Familie", wobei ausschließlich religiöse Programme gezeigt wurden, zugeschnitten für diverse Glaubensgemeinschaften. 2009 wurde dieser Weg verlassen, um auch ein jüngeres Publikum zu erreichen, ohne das vorherige Publikum zu verlieren, was so viel bedeutet, dass Hallmark Channel seither "leichtere Kost" wie Komödien anbietet, und da Religion weiterhin eine Rolle spielen soll, bieten sich die Hallmark Weihnachtsfilme mit Romantik und Humorverzierung perfekt an.
Ein echtes Erfolgsmodell
Nicht nur die Drehzeiten sind kurz, sondern auch die gesamte Umsetzung. Von der Idee bis zur Erstausstrahlung vergehen gerade mal drei Monate. Um möglichst viele Filme in kurzer Zeit produzieren zu können, brauchen die Hallmark Weihnachtsfilme keine Blockbuster-Budgets, sondern ein filmfreundliches Produktionsland (in dem Fall Kanada), sowie (durchaus auch bekannte) Schauspieler*innen, die anstelle hoher Gagen an den Einnahmen beteiligt werden. Ein echtes Erfolgsmodell, obwohl alle Filme demselben Strickmuster folgen, na ja, vielleicht gerade deshalb. Nachfolgend daher eine kurze Inhaltsanleitung mit kurzen Szenen und Dialogen aus einigen Hallmark Weihnachtsfilmen, frei zusammengewürfelt im Zufallsraum.
I remember Christmas / That Christmas with you
Die Heldenreise zu Weihnachten ist oft von Kurzfristigkeit geprägt, denn es muss immer etwas gerettet werden, eine Frau, ein Mann, eine Kleinstadt, ein Geschäft, der Glaube an Weihnachten, und egal wie der Film heißt, ob "Joyful Mrs. Miracle" (siehe Fotos), "Believe in Christmas", "A Princess for Christmas", "Unwrapping Christmas", "'Twas the Date Before Christmas", "Sugarplummed" (siehe Foto) oder "A Lot Like Christmas", undsoweiterundsoheiter. Am Ende funkelt, strahlt und glänzt es – was heißt es, alles, und inmitten all dem endlich der heiß ersehnte Kuss. Bis es dazu kommt erleben wir die Naivität zweier Personen, zumeist eine Frau und ein Mann, die sich unterschiedlicher Umstände halber kennen lernen oder wieder sehen. Eine zufällige Handberührung, der einen überraschten Blick zur Folge hat, als ob diese zwei Menschen noch nie jemanden berührt hätten. Eine plötzliche Umarmung, das eine Mischung aus einem freudig erschreckten und zweifelnd erregtem Gesicht auslöst.
20 Minuten vor dem Filmende dann das böse Erwachen. Irgendein Missverständnis gibt es immer, sei es Teil eines zufällig gehörten und falsch aufgefassten Gesprächs/Telefonats, sei es eine falsch aufgefasste Erkenntnis, wenn eine andere Frau, ein anderer Mann, umarmt und geküsst wird. "What’s the problem?" Da fällt mir ein, ich muss gehen. "Bitte folge mir nicht." 10 Minuten vor dem Filmende erfolgt schließlich doch noch die Erhellung. Alles ist gut und ein Happy End der logische Ausgang Richtung Abspann. Besser ein Ende mit Kitsch als – na, egal – ob Elfe oder Mensch, jeder kann sein eigenes Schicksal bestimmen, und das wiederum soll sich gut anfühlen, mehr noch, fantastisch, geradezu himmlisch, um nicht zu sagen wunderschön.
"Er küsste dich auf die Lippen? Wie fühlte sich das an?"
"Wie ein wunderschönes Weihnachtsfest."
"Oh!"
Liebe und Weihnachten an einem Tag? Gibt es etwas magischeres? So kann man es freilich auch betrachten. Dabei gerieten wir bereits in Gefahr den Sinn für Weihnachten vollkommen zu verlieren.
"Zum Glück habe ich ihn gefunden... – ...den perfekten Weihnachtsbaum!"
Und nicht zu vergessen: Der Mistelzweig, der stille Held in Hallmark Weihnachtsfilmen. Es basiert alles auf Freude. Man muss nur aufpassen, dass diese Freude auch jugendfrei ist und bleibt, sonst gibt es ein Weihnachtsdesaster. Herzschmerz geht aber immer. Was auch toll wäre, ist ein Schlitten. "Ein Schlitten? Wir haben kein Budget für einen Schlitten." Zuckerstangen dürfen ebenfalls nicht fehlen. Und Pfefferminz, irgendwas mit Pfefferminz, denn mit Pfefferminz bin ich dein Prinz, Prinzessin.
"Was gefällt dir am Besten an Weihnachten?"
"Du."
Wir haben eine große Woche vor uns.
"Was meinst du? Ich helfe dir bei deinem Ding und du hilfst mir."
"Deal!"
Weihnachten, ein einziger großer Deal. "Make me a deal / and make it straight", heißt es nicht ohne Grund in einem bekannten Song von 1972, kein Weihnachtslied, nein, die hört man dafür in jedem dieser Hallmark Weihnachtsfilme als ein nicht zu unterschätzendes Klangrequisit, sozusagen als Ersatz für nie geschriebene Dialoge.
"Gut, jetzt haben wir alles beisammen."
Fehlt nur noch das Drehbuch...
...die Blaupausen – acht Weihnachtsfilmklassiker, geordnet nach dem Erscheinungsjahr:
- The Shop Around the Corner (Rendezvous nach Ladenschluss), 1940, von Ernst Lubitsch
- Christmas in Connecticut (Weihnachten nach Maß), 1945, von Peter Godfrey
- It’s a Wonderful Life (Ist das Leben nicht schön?), 1946, von Frank Capra
- Miracle on 34th Street (Das Wunder von Manhattan), 1947, von George Seaton
- The Bishop’s Wife (Jede Frau braucht einen Engel), 1947, von Henry Koster
- Holiday Affair (Die Urlaubs-Affaire / Die Dame und der Vagabund), 1949, von Don Hartman
- Scrooge (Eine Weihnachtsgeschichte) nach Charles Dickens, u.a. 1951, von Brian Desmond Hurst
- White Christmas (Weiße Weihnachten), 1954, von Michael Curtiz
Mögen die Sterne funkeln und euch den Weg ins Filmland Weihnachten weisen. //
Text: Manfred Horak
Fotos: Hallmark Channel
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