Für all jene, die Stop-Motion-Trickfilme mehr schätzen als diverse in Perfektion erstarrte Computeranimationsfilme von Pixar und Konsorten, sei "Solans und Ludwigs Weihnacht" ans Herz gelegt, das beim Kinderfilmfestival 2014 erstmals in Österreich gezeigt wird.
23. Dezember und noch immer kein Schnee in Sicht. Den Unmut der Dorfbevölkerung über dieses ganz und gar nicht weihnachtliche Flair bekommt der Zeitungsinhaber Pløsen zu spüren, der in seiner Zeitung Schnee zu Weihnachten versprach. Die Zeitung mit einem Leitartikel über Schnee lässt sich in diesem kleinen Dorf Flåklypa, irgendwo hoch oben im Norden, nämlich besonders gut verkaufen und so schreibt Pløsen eben, was sich die Dorfbevölkerung gerne herbei sehnt, aber, ach! "Es hat aufgehört zu schneien, als du begonnen hast über Schnee zu schreiben!" Um sich von diesem Dilemma zu befreien und sein Gesicht zu bewahren, entwendet Pløsen vom Erfinder Reodor ein Gerät, das Schnee erzeugt, eine Schneemaschine, und tatsächlich beginnt es unaufhörlich zu schneien, mehr und immer heftiger, und die Katastrophe nimmt seinen Lauf. Man ahnt schon: Die Titelfiguren sind da ordentlich gefordert, damit für alle ein fröhliches Weihnachtsfest zustande kommt. Die großmäulige, selbstbewusste Ente Solan und der furchtsame Igel Ludwig leben gemeinsam mit dem Erfinder Reodor in einem Haus am Dorfrand. Ludwig ist ein dermaßen furchtsamer Charakter, wie wir es in der Literaturgeschichte bereits bei "Pu der Bär" von A.A.Milne kennen, und zwar in der Gestalt von Ferkel, das sich sogar vor dem eigenen Schatten fürchtet. Apropos Schatten und so viel sei verraten: Ludwig muss sich ganz schön überwinden, um beim rasanten Schneefinale als Angstigel Mut zu zeigen und heldenhaft zu agieren.
Exzellenter Weihnachtsfilm für die ganze Familie
Der norwegische Trickfilm "Solans und Ludwigs Weihnacht" ist in allen Belangen großartig in Szene gesetzt. Ein liebevolles Arrangement, beginnend von den Häusern im Dorf bis hin zur Innenausstattung der Wohnung von Reodor oder dem Redaktionsbüro von Pløsen und den vielen wunderbaren Figuren - wobei nur Solan und Ludwig vermenschlichte Tiere sind - machen diesen Weihnachtsfilm für ein ganz junges Publikum zu einem großen Gaudium, das gleichzeitig mit vielen spannenden Momenten und dem bereits erwähnten rasanten Finale daherkommt. Der Filmemacher Rasmus A. Sivertsen setzt dabei nicht auf Computeranimationen, wie wir es z.B. von den Pixar-Filmen her kennen, sondern auf das durch Georges Méliès ab 1896 erstmals angewandte Stop-Motion-Verfahren. Sivertsen verwendete für diesen Film übrigens eine Canon 7D Kamera mit Nikon Objektiven, "the usual equipment when you want to create movement from immobile objects", wie Sivertsen in einem Interview meint, um den 25 cm großen Latexfiguren die Illusion von Bewegung zu geben. So entstanden durchschnittlich 20 Sekunden Film pro Tag und schließlich nach 11 Monaten Studioarbeit 1100 Szenen mit 124.000 Bildern. Neben "Mitten in der Winternacht", dem Eröffnungsfilm des Kinderfilmfestivals 2014, ist "Solans und Ludwigs Weihnacht" der bereits zweite exzellente Weihnachtsfilm für die ganze Familie, der - zumindest in drei Wiener Kinos - zu sehen ist. (Text: Manfred Horak; Fotos: Filmladen Filmverleih)
Kurz-Infos:
Solans und Ludwigs Weihnacht
Altersempfehlung: 6+
Bewertung: @@@@@@
Österreich-Premiere: 17.11.2014
76 Minuten (Norwegen)
Regie: Rasmus A. Sivertsen
Animationsfilm