Clint Eastwood porträtiert Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela mit einem makellosen Heldenepos. Durch seinen Einsatz wächst das südafrikanische Rugby-Nationalteam 1995 über sich hinaus, gewinnt gegen alle Vorhersagen die Weltmeisterschaft im eigenen Land und eint die Regenbogennation. Morgan Freeman überzeugt als Wunschbesetzung aller, inklusive Nelson Mandela selbst.
Nach 27 Jahren wird Nelson Mandela am 11.2.1990 aus seiner Haft auf Robben Island entlassen. Vier Jahre später wird er zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. Das Land ist immer noch gespalten. Die weiße Minderheit fürchtet die Rache der schwarzen Mehrheit (42 Mio). Letztere erwartet sich eine Lösung der dringlichsten sozialen Probleme wie Grundversorgung mit Wasser, Nahrung und Wohnraum. Dass Weiße, von denen sie eben noch unterdrückt wurden, dabei behilflich sein könnten, scheint ausgeschlossen. "Die Regenbogennation beginnt hier. Versöhnung beginnt hier. Vergebung beginnt hier." (Nelson Mandela) Zusammenarbeit kann man nicht erzwingen, man kann sie nur anbieten. Mandela stellt an seinem ersten Arbeitstag als Präsident, den Mitarbeitern seines Vorgängers de Klerk frei zu gehen oder ihm beim Aufbau eines neuen, geeinten Südafrika zu helfen. Damit müssen sich auch seine Leibwächter abfinden, die sich unter Verstärkung nicht die großen Muskelpakete des ehemaligen Special Branch vorgestellt hatten. Die gegenseitige Abneigung könnte nicht größer sein. An dieser Gruppe zeigt sich wie Vergebung und Versöhnung in der Praxis aussehen können ohne dabei große Worte zu verlieren. "Sport kann die Welt verändern. Er kann inspirieren und Menschen vereinen wie sonst kaum etwas." (Nelson Mandela) Auf der Agenda steht der Besuch eines Rugby-Länderspiels. Die Schwarzen jubeln grundsätzlich für die Gegner. Eine Haltung, die Madiba, wie ihn seine Leute liebevoll nennen, während seiner Gefängniszeit teilte. Das südafrikanische Team "Springboks" steht für alles, was sie verachten - die ehemaligen afrikaansen Herren. Sie spielen nicht einmal besonders gut. In einem Jahr ist Südafrika Gastgeber der Rugby-Weltmeisterschaft 1995. Das Finale wird von einer Milliarde Menschen gesehen. Der Ruf nach Änderungen wird laut. Doch Mandela setzt seinen Willen durch, die Vereinsfarben bleiben und der Kapitän Francois Pienaar (Matt Damon) wird zum Tee eingeladen. Wie schafft man es, über sich hinaus zu wachsen? Der unausgesprochene Auftrag lautet, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Die Springboks trainieren hart und absolvieren sogar eine Charmetour bei den Kindern in den Townships. Das politische Anliegen ist auch ein persönliches, dafür unterbricht Madiba sogar Staatsgespräche. Vor dem dramatischen Finale gegen die bis dahin unbesiegten neuseeländischen All-Blacks schickt er Pienaar die Zeilen von William Ernest Henley ("Invictus"), die ihm während seiner Haft Kraft gegeben hat, zur Inspiration. "Ich bin der Herr meines Schicksals, ich bin der Captain meiner Seele." Was folgt, ist ein Spiel, das in die Geschichte eingegangen ist. Beim Rugby wird nicht markiert, sondern tatsächlich gespielt. Matt Damon wird mehr sportlich als schauspielerisch gefordert. Als Trainer holte sich das Filmteam den einzigen schwarzen Spieler der damaligen Springboks, Chester Williams. Gedreht wurde ausschließlich an Originalschauplätzen, Kostüme authentisch rekonstruiert. Die traditionell inspirierte Musik lieferten Gruppen aus Südafrika, ergänzt durch den Score von Kyle Eastwood und Michael Stevens. Die gründliche Vorbereitung aller Abteilungen trägt zum stimmigen Gesamtbild bei. Dennoch schwingt Clint Eastwood den Integrationsvorschlaghammer für seine Verhältnisse etwas zu optimistisch. Nach Morgenrot strahlenden Wellblechhütten bleibt uns am Ende die Verbrüderung weißer Polizisten mit einem schwarzen Straßenjungen auch nicht erspart. In "Invictus" ist kein Platz für Rückschläge wie in "Gran Torino". Persönliches aus Mandelas Privatleben wird angerissen, doch im Wesentlichen konzentrieren sich die 133 Minuten auf die Botschaft "Vergebung statt Rache". Im Hollywoodkino geht sich das aus. (Text: Christine Koblitz; Fotos: © 2009 Warner Bros. Ent.)
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