Heilige Kuh trifft auf Cheeseburger - oder Lachen und Lernen durch den großen Unterschied. Der Kinofilm "Outsourced" ist ein Glücksfall. Er schafft es, das beinharte Verschieben von Menschen und Firmen im Auftrag des uferlosen Profits der westlichen Gierwirtschaft in eine witzige, traurige und gleichzeitig erhellende, interkulturelle Geschichte zu gießen, die jede Minute Freude macht. Filmkritik von Tristan Jorde.
Der desillusionierte Call-Center-Manager Todd Anderson (Josh Hamilton, der sich hier nach dem sicher ungleich teureren, hysterischen und Steadycam-verschleißenden Pseudo-Action Film "Bourne Identity" hier auf ein äußerst weiches Bild von Kulturen einlässt und dabei wirklich zu berühren vermag) wird nach Indien geschickt, um sich selbst wegzurationalisieren und nebstbei auch die "rückständigen" Inder westliche Kapitalismus-Mores zu lehren. In der ausgelagerten Call-Center Einheit im pittoresken Gharapuri (großartig: der erste Anblick des improvisierten High-Tech-Rohbaus zwischen friedlich grasenden Kühen) erwarten ihn hochmotivierte Mitarbeiter/innen aus einer anderen Welt. Und so ist die erste harte Landung des neurotischen Westlers, der erst einmal Magen und Darm sortieren muss, die unsaubere von der sauberen Hand unterscheiden lernt und das vegetarische Cheeseburger-Surrogat verkostet, unvermeidlich. Die Freundlichkeit der Menschen auf dem anderen Stern "Indien" macht den eingefleischten Großstädter misstrauisch, und nur langsam nähert er sich dieser fremden Welt und beginnt Schritt für Schritt zu begreifen, dass die Werte hier durchaus nicht geringer, sondern eben nur anders sind. Die südasiatische Kulisse, die Regisseur John Jeffcoat dazu eingefangen hat ist farbenfroh und überwältigend schön. Natürlich werden dabei auch Indien-Klischees bedient, aber dies in einer sympathischen, niemals belehrenden oder Realitäten negierenden Art. Und am Farbensprühenden Festtag Holi (sein Auftritt im Business-Outfit dabei ein wenig overdressed...) überschreitet Todd endlich die Grenze und lässt sich forthin auf sein Gastland ein. Er taucht - wortwörtlich - ein in die indische Lebensart, er überschreitet bildlich und tatkräftig die trennende Mauer. Äußerst witzig die Szene, in der Todd mit der intelligenten und schönen Asha (bezaubernd und berührend: Ayesha Dharker) ein erdachtes Kundentelefonat nachspielt, wo die beiden die Eigenarten und den Akzent des jeweils anderen kopieren. Und in dem Lachen über ihre Eigenarten entsteht auf einmal Verständnis. Verständnis füreinander und für die faszinierenden Möglichkeiten und Geschenke des Anders-Seins. Es wäre zwar auch ein Pflichtfilm für interkulturelles Lernen, aber "Outsourced" kann viel mehr. Eine schöne Liebensgeschichte ist natürlich dabei, aber auch der brutale, unverständige und unverständliche Kapitalismus zieht seine triefende, ausraubende Spur weiter über den Globus. Es ist die Leichtigkeit, in der ein großes, ernstes Thema erzählt wird, die diesem Film eine echte Empfehlung von mir einbringt. Hingehen. Lachen. Weinen. Nachdenken. Lachen. Weinen. Freude haben. Gut so. (Text: Tristan Jorde; Fotos: PolyFilm) Film-Infos: |
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