ecolounge1Eine neue Veranstaltungsreihe wurde am 22. Mai 2007 mit einer Lesung von Silke Hassler und Peter Turrini stilvoll eröffnet. In der ecolounge im Palais NÖ las das Autorenduo aus dem gemeinsam entstandenen Werk Jedem das Seine.

Mit dieser Lesung aus der Volksoperette, angesiedelt in den letzten Kriegstagen bzw. ersten Friedenstagen 1945, bei der es um das Grauen der Todesmärsche ungarischer Juden in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges geht, zollten die beiden zugleich Tribut an Dietmar Pflegerl, der bis zu seinem Tod Intendant des Klagenfurter Stadttheaters war, wo „Jedem das Seine“ uraufgeführt wurde.

„Das Stück“, so Silke Hassler, „das wir eine Volksoperette nennen, erzählt den komischen, lächerlichen, berührenden Versuch, mit der Idee der Kunst zu überleben. Und es beschäftigt sich mit einem weithin verdrängten Kapitel österreichischer Geschichte: den Todesmärschen von Juden durch die österreichische Provinz im Frühjahr 1945. Diese Todesmärsche waren begleitet von größter Brutalität seitens der bäuerlichen Bevölkerung gegenüber den Juden und vom Gegenteil: es gibt Zeugnisse größter Hilfsbereitschaft. Unter dem riesigen Schatten des Holocaust, den monströsen Verbrechen des Nationalsozialismus, wollte sich jahrzehntelang niemand – von einer neuen Generation junger Historiker abgesehen – mit dieser österreichischen Tragödie in den letzten Kriegstagen und in den ersten Friedenstagen beschäftigen.“

Die Lesung dauerte kurzweilige 50 Minuten, und gerne hätte man natürlich auch den dritten Hauptbeteiligten der Volksoperette gehört, nämlich Roland Josef Leopold Neuwirth, der Komponist von „Jedem das Seine“. Nach der Lesung fand die Vernissage einer Fotoausstellung von Herbert Neubauer statt: Gezeigt wurden Portraits von Peter Turrini, sowie Aufnahmen aus seinen Bühnenstücken, die in den vergangenen 15 Jahren entstanden sind. Währenddessen, dazwischen und danach gab es das große Rätselraten – who is who? – wer aus der Wirtschaft, wer aus dem Umfeld Kunst und Kultur. Es war also ein erstes Abtasten, vielmehr Beobachten einer neuen Initiative, die ecoplus Hauptgeschäftsführer Mag. Helmut Miernicki folgendermaßen umschreibt: „Wir schaffen hier im Palais Niederösterreich ein Forum, wo sich Vertreter/innen der Wirtschaft unmittelbar mit Vertreter/innen von Kunst & Kultur treffen können. Dies ist bereits bisher mit den ecoart-Ausstellungen Bildender Künstler/innen aus Niederösterreich und den neuen EU-Ländern bestens gelungen. Die ecolounge als verbindendes Element zwischen Wirtschaft und Kultur!“ Und auch LH-Stv. Gabmann ist sich bewusst, dass Kunst und Kultur eine Region prägen und Image stärken: „Regionen punkten im immer härteren Wettbewerb mit einem Angebot an kulturell interessanten Einrichtungen. Wir sehen darin einen Bereich der so wichtigen Soft-Facts, die für das Land Niederösterreich einen großen Stellenwert haben. Denn um als Wirtschafts- und High-Tech Standort für Unternehmen attraktiv zu sein, muss auch das Umfeld passen. Unternehmen sollen sich hier in Niederösterreich wohl fühlen und ein breites Spektrum an Kultur- und Freizeitangeboten vorfinden.“ Dazu fällt mir spontan ein (leider bereits verstorbener) Musiker aus Deutschland ein, der in einem Intro eines Liedes die ewigen Worte sprach: „Scheine, bitte. Ich will nichts klimpern hören.“ In diesem Sinne: Mögen die beiden gerecht zueinander finden. (Text: Manfred Horak; Foto: Thule JUG)