Auf_Begehren im Theater; Foto: Ulli Koch

Im Rahmen des Saisonthemas "Begehren" wurde im Kosmos Theater Wien die vor Ideen sprudelnde, gesellschaftskritische, feministische Theaterwonne: Auf_Begehren gezeigt.

Mit Mut kehrt um zur Gleichheit.
Mit radikaler Weichheit.

Das ist keine Aufforderung mehr Weichspüler in die Wäsche zu geben (Essig ist sowieso viel besser!), sondern im Gegenteil, einmal den Schleudergang im Leben einzustellen und alte Denkweisen, verstaubte Gesellschaftsnormen sowie jahrhundertelanges HERRschaftsdenken kunterbunt durcheinander zu wirbeln. So geschah es auch!

Dass dieser Theaterabend ein ganz besonderer werden würde, war gleich zu Beginn klar, denn der Abend begann - mit Stille und Abwesenheit. Niemand auf der Bühne, alles ruhig. Bis dann hinten die Schauspieler_innen zu lachen begannen, was einige Menschen im Publikum leider zum Anlass nahmen, ebenfalls zu lachen (ja, ist ansteckend, aber...) und dann auch noch zu tuscheln. Offenbar hatten sie nicht begriffen, dass das Stück schon begonnen hatte. Wie wichtig es also ist, unkonventionelle Theaterformen zu wählen und das Publikum zu überraschen, zeigte sich dadurch besonders deutlich.

Mit passender Musikuntermalung und krachendem Gleichschritt groovten sich die Frauen auf die Bühne und gaben dann ihre Wünsche preis. Auch das Manifest, ja, es lässt sich als Manifest bezeichnen, wurde gesungen und verklangt.

auf_begehren im Kosmos Theater Wien; Foto: Ulli KochWir wollen euch mit lauter Mut den Kopf verdrehn
Dem Patriarchat alle zusammen widerstehn
Zum Kampf ruft uns das freie Leben
Mit Elektrokampfgeist werden wir uns erheben

Mit Mut kehrt um zur Gleichheit
Mit radikaler Weichheit
Durch unser aller Aufbegehrn
gegen alt eingsessne Lehrn!

Wir ham für uns ganz fest beschlossen
Die Form der Vielfalt aufgebrochen
Währt der Konsens allen inne
Teilen wir in diesem Sinne

Durch unser aller Aufbegehrn
Gegen alt eingsessne Lehrn!

Das Publikum konnte sich in kleine Gruppen zusammenfinden und wurden durch das weitläufige Kosmos Theater geführt. In den einzelnen Szenen ging es um diverse Spiel_Arten des Auf_Begehrens - und Auf_klärens. So beschäftigte sich ein Teil des Projekts mit dem Begriff Othering und erklärte in einem Video die Bedeutung des Wortes. Dazu gab es für alle Menschen, die am Jahrmarktsrad drehten ein Gstanzl, das sich auf humorvolle Weise mit Othering in den Bereichen u.a. Religion, Herkunft oder Sexualität beschäftigt. Noch eine sehr kreative Station war jenen, in der es Verweigerungsformulare zur Nicht-Verweigerung der Verweigerung gab. Dort sollten wichtige Informationen mitgeteilt werden wie: Das verweigere ich am liebsten ..., Anzahl an Nasenbohrern pro Tag etc..

Das Kleingedruckte war - anders als bei herkömmlichen Formularen -  ebenfalls durchdacht

Ich erkläre hiermit ausdrücklich, dass ich die allgemeine Leistungspflicht nicht erfüllen kann, weil ich es - von den Fällen der persönlichen Nothilfe, Notwehr oder Notdurft abgesehen - aus Gewissensgründen ablehne, strukturelle Gewalt gegen Menschen anzuwenden und daher bei der Leistung in Gewissensnot geraten würde." Die Emotional Jukebox, die je nach gewünschtem Thema auf der  Ukulele spielte und wunderbar sang, war ein weiteres Highlight - wobei unbedingt erwähnt werden soll, dass das ganze Stück ein einziges Highlight war. Es wurde beeindruckend gezeigt, wie lustvoll, witzig, kreativ und kritisch engagiertes Theater sein kann. //

Text: Nadia Baha
Fotos: Ulli Koch, Verein Starke Stimmen

Kritik zur Aufführung am 23. Mai 2019 im Kosmos Theater Wien