In der Inszenierung des Teams Ansicht zu "Um zwei beginnt die Revolution" tobt ein brodelnder Zirkus, der das Publikum in eine ernüchternde Zeitreise schickt und ganz klar aufzeigt, dass das mit den radikalen Revolutionen in der Geschichte Österreichs und Europas nie ein gutes Ende genommen hat. Bei aller Liebe zur Radikalität und den damit einhergehenden Umstürzen, die Demokratie muss stets einbüßen. Der bunte Zirkus, in dem sich das Publikum frei bewegen und das ganze Geschehen von allen Seiten begutachten kann, malt ein schönes Sinnbild für die werteleere Gesellschaft, die ständig mit allem und jedem hadert und sich zu guter Letzt immer wieder in einer Masse von Unzufriedenheit wiederfindet. Und dann muss Veränderung her.

Feuerwerk der Veränderung

Große Erwartungen gehen mit dem Titel "Um zwei beginnt die Revolution" einher. Ein Zeitpunkt steht fest, es geht los, die Veränderung muss jetzt um jeden Preis kommen. Eine Revolution steht für eine abrupte 180-Grad-Wendung, für Zusammenbruch und dafür, Altes über den Haufen zu schmeißen. Dazu braucht es Unmengen an Kraft und Handlungswillen und grässlich viel angestaute Emotionen. Die Entladung all dessen sollte dann das Feuerwerk der Veränderung sein: explosionsartige Revolution. Nur gilt es bei all der Ekstase und Handlungsdrang nie das Ziel aus den Augen zu verlieren: den Wandel hin zum Besseren.

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Revolution = Gewalt?

Die Zirkusartisten und Zirkusartistinnen enden wieder und wieder in wildesten Kämpfen. Dabei vergessen sie nicht den Entertainment-Faktor von Gewalt aufzuzeigen, plötzlich kommen Wrestling-Masken zum Einsatz. Als mögliche Partizipatoren und Partizipatorinnen kann man sich auch selbst an Kampf und Krieg beteiligen, aber natürlich unhinterfragt. Irgendwie gerät man in den Konflikt ohne daran beteiligt gewesen zu sein und dann kämpft man mit. Veränderung wollen schließlich alle. Immer. Ist also Revolution mit Gewalt gleichzusetzen?

Wo auf dem Weg haben wir die Hoffnung verloren?

Das aufregende Spektakel, das dem Publikum in "Um zwei beginnt die Revolution" dargeboten wird, stellt wichtige Fragen und erschafft mit viel Humor und Radau eine gesunde Distanz, um Revolutionen und ihre Folgen zu reflektieren. Leider scheint es keinen Hoffnungsschimmer zu geben. Zu viel Gewalt, zu viel Egozentrismus, zu wenig Verständnis füreinander. Dabei ist es gerade in einem Revolutionsjahr wie 2018 (zumindest hat es wie jedes andere Jahr das Potenzial ein Revolutionsjahr zu werden) so wichtig, daran zu erinnern, dass es gute, friedvolle Revolutionen gab. Gewaltloser Widerstand! Gandhi! Nur so kann der Glaube an eine Revolution zum Besseren hin aufrecht erhalten werden. Peace Out! //

Text: Greta Kogler
Fotos: Pablo Leiva

Kurz-Infos:
Um zwei beginnt die Revolution
Altersempfehlung: 9+
Bewertung: @@@@@
Bewegungstheater, 70 Min.
Kritik zur Aufführung am 24.5.2018 im Dschungel Wien

Regie, Choreografie: Christina Rauchbauer
Es spielen: Maja Karolina Franke, Sophie Resch, Arno Uhl, Till Frühwald, Lena Balogh, Lisa Palden, Franka Mascha, Irina Plessing, Melvin Kremser
Musik: Julia Meinx
Text: Flo Staffelmayr
Bühne: Anne-Sophie Raemy
Licht: Hannes Röbisch
Produktion: Agnes Zenker