Abseits vom Mainstream präsentieren bei MIMAMUSCH eine Vielzahl an mehr oder weniger junge Theatermacher/innen im Ragnarhof in Ottakring ihre neuesten Werke aus Tanz, Schauspiel, Literatur und Performance.
Das Konzept von MIMAMUSCH ist denkbar einfach: Vom Dachboden bis zum Keller wird alles bespielt und so auf 15 Kleinbühnen das Publikum verführt. Die Schauspieler/innen sind am ganzen Gelände unterwegs und laden die Besucher persönlich zu der zwischen 10 Minuten und einer halben Stunde dauernden Vorstellung ein. Den Zuschlag erhält, wer sich am besten verkauft. "Paula und Sepp heiraten" im ersten Stock, im Keller geht es zum "Küchenduell" und im Hauptraum offenbart sich ein reichhaltiges Musikprogramm. Die Atmosphäre ist mehr als skurril: Teppiche am Boden und an den Wänden, rote Samtvorhänge, die Künstler/innen, die gerade auf Werbetour oder in Pause sind, mischen sich unters Publikum, die Grenzen zwischen Darstellern und Zuschauern, zwischen Realität und Spiel, werden so zum Verschwinden gebracht. Am Ende weiß man nie, wer einen da gerade anspricht. Der durchschnittliche europäische Festivalbesucher hat es aber mitunter schwer, denn einen konkreten Zeitplan gibt es nicht, gespielt wird erst, wenn auch das Publikum da ist.
Dresch-Tragödie in vier Boxrunden
Zum ersten Mal mit dabei ist Christina Scheutz, die in der jungen Theaterszene bereits auf sich aufmerksam gemacht hat ( u. a. JungWild 2010 für Old Women Melodies , sowie 2011 "In mir ist ein Tornado"). Bei MIMAMUSCH ist sie gemeinsam mit Michaela Bilgeri in "Wie die Faust aufs Auge", einer "Dresch-Tragödie in vier Boxrunden" zu sehen: zwei Frauen, ein Ring und die Liebe. Mit einer Handvoll Requisiten transportieren Scheutz und Bilgeri die Kommunikationsschwierigkeiten zweier Frauen in den Boxring. Aus acht Szenen wählt der Ringrichter, der aus dem Publikum bestimmt wird, vier aus. Die zufällige Abfolge ergibt auf jeden Fall am Ende ein wortgewaltiges Ganzes: Dr. Kasmaru (Christina Scheutz) und Iris (Michaela Bilgeri) verbindet eine konfliktreiche Beziehung, die über ein normales Arbeitsverhältnis weit hinausreicht. Ob es sich um eine Liebesbeziehung handelt? Der Ringrichter entscheidet, wer zu Wort kommt. Dieser grandiose Kampf auf hohem Niveau ist Mitte November 2011 nochmals zu sehen. (Text: Anne Aschenbrenner, Foto: MIMAMUSCH)