Die belgische Performancekünstlerin Sarah Vanhee verwandelte das Kasino am Schwarzenbergplatz für "The Great Public Sale of unrealized but brilliant ideas" in ein Auktionshaus. Insgesamt 23 Ideen verschiedener internationaler Künstler wurden professionell präsentiert, geschätzt und von Andrea Jungmann, der Direktorin von Sothebys Wien, mit unwiderstehlichem Lächeln ratz fatz versteigert.
Um Missverständnissen vorzubeugen wurde die Hausordnung nicht nur verteilt, sondern auch verlesen. Mit der Registrierung am Empfang wurden einfache Besucher zu potentiellen Bietern. Geboten wurde in "cc - creative currency", wobei der Umrechnungskurs bei 5 € für 5.000 cc lag, aber auch das Bieten in "pcc - personal creative currency" war erlaubt. Andrea Jungmann trieb die Preise charmant und schwungvoll in die Höhe.
It's against you. 20.000 and I can sell it...
Von einigen Ideen gab es nur eine Skizze (Yves Mettler), andere verstanden sich als Fortsetzung einer bestehenden Choreografie (Sara Manente, Ann Liv Young). Die meisten lagen mit gutem Grund bislang unrealisiert in der Schublade, finanziell und/oder technisch aufwendig. Für das "Project 13" von Janez Janša zum Beispiel benötigt man einen Porsche, einen Helm, eine Halskrause und ein Museum. Man lege Halskrause und Helm an, steige in den Porsche, fahre mit 50 km/h in das Museum und - vertraue der Technik. Gui Garrido träumte von einer Bolero-Aufführung, in der Tuning Cars den Part des Chors übernehmen. Eine Idee, die sich besonders gut für Festivalkuratoren eignet, fand Schätzmeister Claus Philipp. Bei den Tableaux vivantes für "Lives of the Artists: John Cage (an illustrated life)" empfahl er dem neuen Eigentümer die Urheberin Annie Dorsen zur Umsetzung zu überreden.
20.000. Any one else? 22.000. Do I see 24? 24, 26, 28, 30, 35, 40. 40.000! And I can sell it. Not to you (zeigt nach links), not to you (zeigt nach rechts), but to the gentlemen here. Do I see 45? 45.000, I knew it would work.
Nicht alle trennen sich leicht von ihren Ideen. Tomi Janežič setzte das Mindestgebot für sein "Dinner Play" bei 7 Millionen cc an und fand wenig überraschend keinen Abnehmer. Benjamin Vandewalle und Vincenzo Carta forderten eine Realisierung binnen Jahresfrist und deuteten weitere Lizenzvergaben am Schwarzmarkt an. Milli Bitterli ging es nicht darum ihren Keller auszuräumen, sondern dass alle Sachen als ein Set weiterverwendet werden. Immerhin ist der Käufer zwar berechtigt, aber nicht verpflichtet diese Idee auch umzusetzen. Manchmal ist das gar nicht notwendig. "To have no idea is probably the best idea", fand Frans Poelstra. Damit er es nicht vergisst, wird er seinen Klo-Spruch demnächst in Kopie von Michikazu Matsune zurückbekommen. (Text: Christine Koblitz; Foto: Sarah Vanhee)
Kurz-Infos:
The Great Public Sale of unrealized but brilliant ideas
Bewertung: @@@@@
Spielort: Kasino am Schwarzenbergplatz am 22. Juli 2010 im Rahmen von ImPulsTanz 2010
Managerin der Auktion: Sarah Vanhee (BE/NL)
Es wurden Ideen angeboten von: Franz West, Ann Liv Young, Eleanor Bauer, Frans Poelstra, Janez Jansa, Milli Bitterli, Roland Rauschmeier, Sara Manente, Tomi Janezic, Yves Mettler, Alvis Hermanis, Eduard Gabia, Alix Eynaudi, Gui Garrido, Michikazu Matsune, Michael Portnoy, Christoph Schwarz, Annie Dorsen, Colette Sadler, Magdalena Chowaniec, Benjamin Vandewalle & Vincenzo Carta, Tat-Ort.