chmelar-haider-kalt-warmAlfons Haider traf Dieter Chmelar auf der Bühne des Theaters Akzent zum Bashing nach Ansage. Vorgegeben hat diesen Schlagabtausch zwischen Publikumsliebling und Berufswuchteldrucker Angelika Hager. Dabei sind die Herren so mit Selbstentblößung beschäftigt, dass sie darüber vergessen gepfefferte Seitenhiebe auszuteilen. Wer derart wenig Angriffsfläche bietet, dem kann man nicht mehr wehtun.

Lebensmotto von Dieter Chmelar: Southern Comfort statt Nordic Walking

Alfons Haider läuft hektisch im weißen VIP-Bademantel über die Bühne. Nach einem Ohnmachtsanfall bei einer Live-Übertragung wurde er in die geschlossene Promi-Klinik eingeliefert. Als Stressbedingte Amnesie schönt er seine Panikattacke gegenüber dem Mitpatienten Dieter Chmelar. Letzterer behauptet Sexsucht. Dabei leidet er an FDS, dem Feedback Defizit Syndrom, sprich: zu wenig Publikum. Er ist der VUP, der Very Unimportant Psycho, im schwarzen Polyester-Schlafrock mit Flammenapplikation. Wer darauf wartet, dass der Straßenkaspar den Klassenstreber austrickst, wartet vergeblich. Wenige Minuten später hat Chmelar seinen ersten Hänger und Haider einen Krampf in der Hand von der "Handgurke". Der Souveränitätspunkt für das Wechseln des Mikroports auf offener Bühne und die Textschwächenüberbrückungshilfe beim Kollegen geht an Alfons Haider.

Alkohol ist keine Lösung, aber ein Lösungsmittel

Wobei, Kollegen? Kann sich ein Russwurmfortsatz wirklich mit einem Publikumsliebling messen? Im öffentlichen Wettstreit um die Opernballmoderation steht es 13:2 für Alfons Haider . Wer weniger peinliche Momente vor laufender Kamera zu verbuchen hat, lässt sich nicht so leicht feststellen. Obwohl die Aufnahmen der gesammelten Tiefpunkte inklusive Chmelars Softpornokarriere im zweiten Teil gezeigt werden. Dr. Virgilius Helferlein (Chmelar im weißen Kittel mit Reich-Ranicki-Sprachfehler) und Schwester Elsie (Haider als langbeinige Blondine mit englischem Akzent) verordnen eine Kombitherapie.

Ist Freundschaft nicht etwas Wunderbares? - Ja, aber mit dir ist es auch sehr schön.

Rollentausch und Rollenspiel. Alfons Haider zieht die Strumpfhose gar nicht mehr aus und präsentiert seine schönen Beine als Krankenschwester, Putzfrau und Hamlet. Chmelar ist dann am überzeugendsten, wenn er einen Proleten-Espressobesitzer verkörpert. Im akzenteln ist er dem Musicalsänger weit voraus. Der liefert noch seine Version von Susan Boyle's "I dreamed a dream". Ein Liedchen geht nicht immer. Über weite  Strecken liegt ihre Möchtegerndoppelconference unter Schulschikursniveau und entgleitet zunehmend in die Geschmacklosigkeit. Selbst die vollzählig anwesende Society hat Schwierigkeiten die Pointen zu erkennen (im Zweifel bei Abgang und "Black") und an den richtigen Stellen pflichtschuldig zu lachen. Witze auf ihre Kosten blieben ihnen weitgehend erspart. Dem Vernehmen nach wurde der Text noch nach der Generalprobe abgeschwächt um nur ja niemanden zu verletzten. Vergessen sind Haiders Zeiten als Handküsserkönig, vergessen Chmelars Interview mit Rainhard Fendrich auf Mallorca. Irgendwann haben sich die zwei so weit angeglichen, dass sie einander die Hand reichen können. Grund zur Freude ist das nicht. (Text: Christine Koblitz; Foto: © Inge Prader)

Kurz-Infos:
Kalt Warm
Bewertung: @
Die Kritik zur Premiere am 2.2.2010
Buch: Angelika Hager
Regie: Petra Dobetsberger
Mit Alfons Haider und Dieter Chmelar