So poetisch der Titel, so nüchtern die Aufführung. Virtuos wird die Technik bemüht, virtuos auch die Performance der Schauspieler. Allein es bleibt ein schaler Nachgeschmack. "Moi Seul - Ich allein" von Compagnie ACTA unter Regisseur Laurent Dupont und Fotografien von Agnés Desfosses ist als Kindertheater ab 3 konzipiert.
Laut Pressetext für die Aufführungen im Rahmen von Szene Bunte Wähne Theaterfestival 2009 soll die Vielfalt und auch die Problematik von (Geschwister)-Beziehungen dargestellt werden, mit einigem interpretatorischen Geschick ist das einem Erwachsenen auch durchaus zugänglich. Kindern jedoch mit Sicherheit nicht. Gebannt wie vor dem Fernsehschirm saßen sie am 25. 9. 2009 im Kunsthaus Horn in den Reihen den visuellen und auditiven Reizen hilflos ausgeliefert. Mag sein, dass es für Kleinkinder ein ästhetisches Vergnügen ist dem diskokugelartigen Licht über die Leinwand zu folgen. Mag sein, dass Kinderohren durch den Mix von computerisierten Glockenspielklängen, Teletubbie-Geräuschen und Kinderlachen besonders geschult werden. Ansprechend und emotionalisierend ist es jedoch mit Sicherheit nicht. Weniger wäre in diesem Fall bestimmt mehr gewesen.
Ein Durcheinander von Lichteffekten
Welches Kind hat denn noch nicht dem Vergnügen nachgegeben, einem Lichtstrahl nach zu laufen, zu sehen wohin das Licht führt, probiert es zu fangen. Welches Kind hat noch nicht nach dem Sonnenschein gegriffen oder mit einem glatten Gegenstand Lichtreflexe auf Wände gezaubert. In "Moi seul" jedoch bleibt es nicht bei einem Lichtstrahl. Es ist ein Durcheinander von Lichteffekten, dem das Kleinkind nicht folgen kann. Das Staunen über den Punkt, der auf dem Boden die Puppe aus Papier nachzeichnet wird sofort durch neue Eindrücke überlagert. Die Gleichzeitigkeit von Lichteffekten auf der Leinwand und dem Tanz der Schauspieler zum elektrischen Sound schafft Distanz. Und wenn dann dazu die nachgezeichneten Puppen aus pinken Lichtern über Leinwand zu hopsen beginnen steigt der Zuschauer gedanklich aus. Das Kind bleibt starr und emotionslos wie vor einem dreidimensionalen Fernsehgerät sitzen, der Erwachsene wird schlimmstenfalls schläfrig, aber mit einem Garantieschein dafür, dass sich das Kind nicht wegrührt solange es dieser Reizüberflutung ausgesetzt wird. Überraschung ist dann nur die Stufe, die unerwartet und abrupt aus dem Theatersaal hinausführt. Eine großartige Performance ist "Moi Seul" auf jeden Fall, aber frühestens für Kids ab 10 Jahren zu empfehlen. Diese Generation wird vielleicht Lust bekommen, ähnliches zu Hause selbst zu inszenieren. Und das wäre dann pädagogisch auch durchaus wertvoll. (Anne Aschenbrenner)
Kurz-Infos:
Mois Seul – Ich allein
Tanz, Objekttheater & Visuals
Bewertung: @@
Altersempfehlung: 3+
Laurent Dupont & Compagnie ACTA
Agnès Desfosses
Paris, Villiers le Bel / F
Im Rahmen von Szene Bunte Wähne Theaterfestival 2009