Kann es sein, dass ein einziger Mann, von dem man nichts sieht als Rastazöpfe und ein paar Armschlenker, tausend Leute in den Bann zieht? Zumal Savion Glover bei der Eröffnung des ImPulsTanz-Festivals am 16. Juli 2009 in einer Disziplin antritt, die in Österreich als ähnlich cool gilt wie die Sendung "Autofahrer unterwegs", dem Rhythm Tap, Spezialabteilung "Hoofers"? Und wie das sein kann!
Wer schlau war, hat sich auf die Treppen gestellt. Die anderen mussten sich mit dem Klang der Füße begnügen. Das sorgte gleich zu Beginn für ratlose Gesichter, einige gingen etwas enttäuscht wieder. Nachdem Wien mit der auch optisch sehr eindrucksvollen Manganiyar Seduction 2008 zur Weltmusikstadt wurde, hat ImPulsTanz-Festivalleiter Karl Regensburger zur Eröffnung wieder Neuigkeit und internationalen Star zugleich eingeladen. Savion Glover ist trotz seiner erst 35 Jahre einer der bedeutendsten Steptänzer aller Zeiten. Sein Broadwaydebüt gab er mit 12, im Alter von 25 tanzte er bei der Oscar Verleihung, Bill Clinton lud ihn ins Weiße Haus und er gab dem Pinguin Mumble seine Schritte für den Animationsfilm "Happy Feet".
Das Museumsquartier wird ordentlich abgeklopft
Savion Glover wird von vier souveränen Jazzmusikern begleitet. Gleich die zweite Nummer ist ein wechselseitiges rhythmisches Aufwärmen mit den Herren am Flügel (Mr. Tommy James) und am Saxophon (Mr. Patience Higgins). Herausforderungen an den Bassisten (Mr. Andrew McClowd) und den Schlagzeuger (Brian Grice) folgen später. Im T-Shirt des Veranstalters steigert sich Savion Glover in ein differenziertes Stakkato aus Cramp rolls, Stomps, Stamps, Digs, Scuffs, Heels und Toes.
Es wird nie zwei Mal das gleiche Solo gespielt
Dann setzt sich der Meister selbst ans Schlagzeug und überlässt dem jugendlichen Nachwuchs das Rampenlicht. Marshall Davis Jr. und Cartier Williams wirken, als hätten sie schon lange nichts anderes mehr gemacht. Mit der Choreographie verhält es sich wie mit den Soli der Jazzer - es wird nie zwei Mal das Gleiche gespielt. Das hat nichts mit den anderen Tänzern zu tun, die sich in den letzten 15 Jahren hierzulande Stahl unter die Schuhe geschraubt haben.
Gibt es irgendetwas das Savion Glover nicht kann? Mit sanfter Stimme singt er die Ballade "One for my Baby", da hat er schon längst eine neue Fangemeinde gewonnen. Im großen Schlussmedley würdigt er mit "Billy Jean" den vor kurzem verstorbenen Michael Jackson. Nächste Woche gibt es noch dreifach Gelegenheit auch die Füße des New Yorker Tänzers zu sehen. "Bare Soundz" heißt das Programm. Karten kaufen, hingehen! Wir sehen uns dort. (Text: Christine Koblitz; Fotos: Miriam Raneburger, Verena Melgarejo Weinandt)
Infos zum Stück:
Savion Glover
Bewertung: @@@@@@
Spielort: großer Hof des MuQua zur Eröffnung von ImpulsTanz
Tänzer:
Savion Glover
Cartier Williams
Marshall Davis Jr.
Musiker:
Piano - Tommy James
Horn, Saxophon und Flöte - Patience Higgins
Bass - Andrew McCloud
Schlagzeug - Brian Grice
Live-Tipps:
20. bis 22. Juli (jeweils 21 Uhr)
"Bare Soundz" - Savion Glover & friends
Halle E im MuseumsQuartier