Mit "Don Camillo und Peppone" eröffnete das Wald4tler Hoftheater die Saison 2009 und führt das Stück erneut ab 20. August auf. Die Regie führt Ioan Toma, er gilt als einer der interessantesten Regisseure des deutschen Sprachraums.
Don Camillo, der heißblütige katholische Pfarrer mit der lockeren Faust, und sein nicht minder schlagkräftiger Gegner Peppone, der kommunistische Bürgermeister, geben sich in einer musikalischen Komödie im Wald4tler Hoftheater die Ehre. Die zwei Kontrahenten zeigen, dass es für alles im Leben eine Lösung geben kann. Trotz ihrer widersprüchlichen Weltanschauungen, ihrer Streitereien und der großen politischen Kluft verbindet die beiden die Suche nach einem gemeinsamen Weg gegen Unmenschlichkeit und Intoleranz. Noch mehr verbindet sie wahrscheinlich ihre Dickköpfigkeit. In Zeiten, wo Machtmissbrauch und Gier an der Tagesordnung stehen, spürt man in dieser Produktion die Sehnsucht nach mehr Menschlichkeit.
Kulturwoche.at: Wie sind Sie mit dem Stoff von Don Camillo und Peppone in Berührung gekommen?
Ioan Toma: Ich bin praktisch damit aufgewachsen. Die Filme konnte man auch bei uns sehen und ich weiß, meine Eltern haben diese mit Begeisterung verfolgt. Ich selbst kam ungefähr zur gleichen Zeit auf die Welt, als Don Camillo und Peppone ins Kino kamen.
Sie sind in Kronstadt in Rumänien aufgewachsen, in einem kommunistischen Regime. Hat man dadurch einen anderen Zugang zum Stoff?
Kronstadt hieß zu meiner Zeit Stalinstadt, die Buchstaben Stalin waren hundert Meter groß am Hügel eingepflanzt. Man hat diese Spuren bis heute nie ganz entfernen können. Die Stimmung unter der Bevölkerung war in meiner Jugend stark antikommunistisch und es blühte der subversive Witz. Aber eine so offene Streitkultur wie zwischen dem italienischen Pfarrer und dem kommunistischen Bürgermeister war natürlich undenkbar.
Was gefällt ihnen an den Figuren?
Es sind für mich Archetypen, die da streiten, durchaus vergleichbar mit den Figuren der Comedia dell'Arte, nur menschlicher.
Wer gewinnt beim Streit?
Die Menschlichkeit gewinnt und die Ideologie tritt in den Hintergrund. Bei diesen Figuren ist die Ideologie von den Menschen losgelöst. Man muss bei Don Camillo nicht an die Inquisition denken und bei Peppone nicht an den GULAG.
Ist das noch zeitgemäß?
Das Stück ist immer zeitgemäß, weil die Botschaft auch heute - oder gerade heute - angesagt ist.
Wie lautet die Botschaft?
Die Hoffnung nicht verlieren, nicht aufgeben, eine offene Streitkultur praktizieren, aber das Menschliche in den Vordergrund stellen. In Zeiten der Krisen werden die Karten neu gemischt. Vielleicht könnte darauf bezogen die Hoffnung lauten, dass statt den rein Geld orientierten Zielen wieder eine menschlichere Note in die Politik und Wirtschaft kommen könnte.
Sie haben an großen Häusern gearbeitet, jahrelang waren Sie der Regisseur des Linzer Landestheaters, wie geht es Ihnen im kleinen Waldviertler Hoftheater?
Ich inszeniere hier genauso ernsthaft und leidenschaftlich, ich will immer das Maximum, das ist von der Größe des Hauses unabhängig. Es ist hier phantastisch zu arbeiten. Man kann sich mit den Schauspielern fast wie in Klausur ganz auf die Arbeit konzentrieren. Und wir müssen uns um weniger organisatorischen Ballast kümmern. Alle sind wir begeistert von Flair und Atmosphäre. Das Theater ist ganz eng mit der Person Harry Guggenberger verbunden, der es mit seinem Team geschafft hat, die menschliche Komponente immer in seinem Haus im Vordergrund zu behalten. Womit wir schon wieder bei der Menschlichkeit im positivsten Sinne angelangt sind... //
Interview: Thomas Samhaber
Kurz-Infos Ioan Toma:
Geboren in Kronstadt (Rumänien) studierte Iona Toma in Bukarest am international herausragenden Institut für Theater- und Filmkunst I.L. Caragiale. Ende 1976 übersiedelte er mit seiner Familie nach Deutschland. Seither ist er ein international gefragter Regisseur, der mit Österreich sehr verbunden ist. Toma leitete das Stadttheater Bern, begründete das „Theater im Würfel“, und als Hausregisseur des Linzer Landestheaters brachte er über 20 viel beachtete Inszenierungen auf die Bühne und ist auch heute als freier Regisseur mit Österreich sehr verbunden.
Infos zum Stück:
Regie: Ioan Toma
Kostüme: Bonny Toma
Licht und Bühne: Erich Uiberlacker
Musik: Herr Andrej und Alenka Maly
Mit: Andy Pühringer, Clemens Aap Lindenberg, Gudrun Tilsch, Daniela Dett, Valentin Schreyer, Alenka Maly, Stephan Paryla-Raky Andrej Serkov und Yova Serkova
Kartenreservierung und Informationen:
Wald4tler Hoftheater
3944 Pürbach 14 bei Schrems